Der aus dem Wiki bekannte Hafenanleger Karakoy (auf türkisch soviel wie schwarzes Dorf) ist aus stadtentwicklungstechnischer Sicht nicht als Zentrum der Elektronikindustrie vorgesehen. Diese Ehre liegt seit einiger Zeit beim als PERPA bezeichneten Zentral-Technikmarkt, den wir hier vorstellen.
Wie erreicht man das Einkaufszentrum?
Der bequemste Weg – man beachte, dass es in Istanbul zeitweise erhebliches Stauaufkommen gibt – ist die Nutzung des öffentlichen MetroBus. Das Einkaufszentrum wird durch eine eigene gleichnamige Station erschlossen und ist schon architektonisch nicht zu verfehlen. Wer gerne Architektur photographiert, sollte die Kamera spätestens beim Betreten auspacken…
(Bildquelle für alle Bilder im Artikel: Tamoggemon Holding k.s.)
Die Öffnungszeiten sind von Shop zu Shop unterschiedlich, als Kernöffnungszeit kann man 9h-17h Lokalzeit annehmen. Wichtig ist, dass nicht alle Ebenen durch alle Treppen erreichbar sind – einige wie die Etage neun erreichen Sie nur durch am Rand befindliche Stiegenhäuser.
Elektronische Komponenten im Fokus
Komponentenshops finden sich mehrere – am Ehesten auf die Bedürfnisse von Bastlern ist Gürsel Elektronik (siehe http://www.gurselelektronik.com.tr/) ausgerichtet. Das (deutsch sprechende) Unternehmen ist an sich Distributor für Vishay, leistet sich aber auch einen Einzelhandelsshop.
CAKIR Elektronik (siehe https://www.cakirelektronik.com/en/) ist auf Halbleiter spezialisiert, war aber nicht im geöffneten Zustand anzutreffen. Interessant ist, dass die Türe einige Retro-Logos zeigt.
Freunde der Elektromechanik kommen an mehrerlei Stelle zum Zug. Interessant empfand der Autor einerseits das Unternehmen Terminalsan, das diverse Kabelendhülsen in verschiedenen Farben fertigt. Exotisch erschien ein Shop, der gebrauchte Elektroinstallationskomponenten aus Baustellen und anderen gescheiterten Projekten anbietet.
Auch Maker dürfen einkaufen
Die Trennung zwischen professionellen und amateurhaften Komponenten wird im PERPA streng gehandhabt: wer sich fuer Arduino und Co interessiert, muss eine seperate Gruppe von Geschäften beehren.
So gut wie alle Anbieter von Arduino und Co halten in ihren Shops auch 3D-Drucker vor. Bei Robotzade gab es sogar eine PrintMill zu sehen (und um rund 1200EUR zu kaufen). Dabei handelt es sich um einen unter Federführung von Naomi Wu entwickelten Drucker, der statt einem Druckbett ein Förderband hat und so fertige Objekte automatisch auswirft.
Interessant sind auch die Materialpreise: 1 Kilogramm Eigenmarken-PLA kostet meist etwa 10 EUR.
Technik ist mehr
Der Elektroniker lebt nicht von IC und Widerstand allein: fehlen Schrauben oder Magnete, so wird das Projekt ein Fehlschlag. Neben allgegenwärtigen LED-Shops finden sich Unmengen von Schraubenspezialisten und einige Shops, die Kugellager oder Magnete in aller Herren Größen anbieten.
Werkzeug gibt es von verschiedenen Anbietern. Im Bereich akkubetriebene Geräte ist eine klare Präferenz für Makita auszumachen, Bohrer und CNC-Fräsmaschinenbits (!!!) finden sich in einem spezialisierten Shop.
Freunde von Bürotechnik, Computer, Handy und Co finden naturgemäss ebenfalls Shops, die ihre Bedürfnisse befriedigen. Messtechnik ist im Allgemeinen in der Hand von Uni-T, der Danaher-Konzern hält mit einem Fluke-Distributor ebenfalls seine Fahne hoch.
Freunde der gepflegten Ordnung im Labor finden einige auf ihre Bedürfnisse optimierte Geschäfte. Bitte sich hier nicht von Vorurteilen irreführen lassen – Material zum Aufrechterhalten von Ordnung in Labor und Lager (Schubladenkästen, flexible Regale, etc) wird in der Türkei in immensen Mengen von diversen Unternehmen hergestellt, ist weit verbreitet, preiswert und teilweise sehr innovativ.
Exzellente sonstige Versorgungslage
PERPA entstand einst, um eine Absiedelung des Gebiets Karakoy zu ermoeglichen. Daraus folgt ein fuer normale Einkaufszentren unüblicher Branchenmix. Alle wichtigen Banken der Tuerkei sind mit Filialen vertreten, es gibt auch ein Postamt und mehrere Patentanwälte sowie Steuerberater und amtlich beeidete Übersetzer.
Die Nahversorgung ist durch mehrere Supermärkte gesichert: sowohl Carrefour als auch der Lokal-Primus BIM sind mit je einer Filiale vertreten.
Zu guter Letzt erfreut sich das Einkaufszentrum auch einiger nichtmenschlicher Bewohner…die Katzenpopulation wird von den Shopbetreibern durchgefüttert.
Fazit
Wer in Istanbul touristisch unterwegs ist und sich von Familie oder Begleitung freispielen kann, bereut den Weg mit Sicherheit nicht – wichtig ist nur, genug Zeit mitzubringen. In einem Tag ist das PERPA kaum zu erkunden. Achten Sie lediglich darauf, dass das Mitführen von Werkzeug im Handgepäck nicht zulässig ist…
Vielfacher Dank ergeht an unseren Lokalpartner Celal YAZICI für die Führung
Zuerst erschienen bei Mikrocontroller.net News
Quelle: Read More