Der Umstieg auf kleinere Gehäuseformate geht im Allgemeinen mit einer Reduktion von Isolationsabstand und/oder thermischer Kapazität einher. Im Laufe der letzten Wochen kam eine Gruppe neuer Bauteile auf den Markt, die – zumindest auf den ersten Blick – die Gesetze der Physik “verletzen” und so weitergehende Miniaturisierung erlauben.
(Bearbeitet am 16.5 – danke an r2d3 für die Meldung zum Rechtschreibfehler! – th)
Worum geht es hier?
Dass die Nutzung kleinerer SMD-Gehäuseformate nicht automatisch zu einer kleineren Platine führt, ist seit den Anfangszeiten der Oberflächenmontage in der Literatur belegt. Trotzdem gibt es – unabstreitbar – einen Trend zu immer kleineren, leichteren und kompakteren Gehäusen.
Insbesondere die Reduktion des Gewichts der Platine ist dabei universell hilfreich: desto leichter ein Bauteil, desto mehr Vibration hält es aus. Hier eine Liste einiger Neuerungen, die das eine Mikrogramm und/oder den einen Quadratmillimeter einsparen helfen.
ROHM: PMDE-Diodengehäuse ist kleiner als SOD-123-, bietet trotzdem bessere Kenndaten
Mit der hauseigenen Entwicklung PMDE – ROHM löst das Akronym nicht auf – steht nun eine Reihe neuer Dioden am Start. Sie orientiert sich vom Footprint bzw. Der Leiterbahnführung am SOD-323-Gehäuse, dank optimiertem Aufbau des Gehäuses erreicht man aber mit dem SOD-123FL erreichbare Wärmeabfuhr- und sonstige Werte.
(Bildquelle: ROHM)
ROHM ergänzt das – an sich schon vorhandene – Portfolio nun um ein gutes Dutzend Dioden, die die Bereiche Schottkydiode, Fast Recovery-Diode und TVS abdeckt.
(Bildquelle: ROHM)
Nexperia: Side-Wettable Flank-Gehäuse statt SOT23
Nexperia bietet sein diskretes Halbleiterportfolio immer häufiger unter Nutzung von Side Wettable Flank-Gehäusen an – die wie in der Abbildung gezeigt aufgebauten Gehäuse eliminieren die Pins, was Platz auf der Platine und Gewicht spart.
(Bildquelle: Nexperia)
In der unter https://assets.nexperia.com/documents/application-note/AN90023.pdf bereitstehenden Application Note beschreibt Nexperia – nach Ansicht des Autors ist dies glaubhaft – eine wesentliche Verkürzung der Bonddrähte, was zu geringerer parasitärer Induktivität und besserer thermischer Leitfähigkeit führt:
2FR4 board with the standard footprint and 70 μm copper thickness, based on a typical Rth(j–a) of 310
3K/W. Its leaded counterpart the SOT23 (with 3.4x larger body dimensions) has a typical Rth(j–a) of
4350 K/W leading to a dissipated power of 360 mW, 10 % less than DFN1110D–3
Ob der auf der Seite “leicht” exponierten Pads ermöglichen die Gehäuse außerdem – korrektes Design der Footprints vorausgesetzt – rein optische Bewertung der Qualität der Lötstellen.
(Bildquelle: https://assets.nexperia.com/documents/white-paper/Nexperia_document_whitepaper_Side-WettableFlanks_AOI_201911.pdf, lesenswert)
Spezifischerweise schickt man die folgenden Bauteile neu ins Rennen:
2 • BAT32LS–Q und BAT42LS–Q Schottky–Dioden in DFN1006BD–2
3 • BAS21LS–Q Schaltdiode in DFN1006BD–2.
4 • PDTA143/114/124/144EQB–Q – 50 V 100 mA PNP Resistor–Equipped Transistors (RET) in DFN1110D–3.
5 • 2N7002KQB – 60 V N–Kanal Trench MOSFET und BSS84AKQB – 50 V, P–Kanal Trench MOSFET in DFN1110D–3.
Texas Instruments: immer kleinere Halbleiterrelais mit bis zu 5KV Isolationsfähigkeit
800V-Batteriesysteme sind insbesondere aus dem Automotivebereich nicht mehr wegzudenken. TI forciert in diesem Bereich seit längerer Zeit die hauseigene Halbleiter-Relaistechnologie, die – anders als Optokoppler – ohne LEDs auskommt und somit bessere Langzeit-Lebensdauer bietet.
Neu sind hier zwei Bauteile, die als Ersatz für klassische Relais vorgesehen sind:
Neben höherer Robustheit verspricht TI Platzersparnisse gegenüber elektromechanischen Komponenten – ein nach Ansicht des Autors unfairer Vergleich, der die hauseigenen Komponenten massiv gegenüber anderen Produkten bevorzugt:
OnSemi: Miniaturisierung von 650V-SiC-MOSFET
SiC-Halbleiter bieten diverse Vorteile – leider standen sie bisher meist nur in D2PAK-Gehäusen zur Verfügung, die in mancherlei Hinsicht suboptimale Eigenschaften aufweisen. Mit dem NTBL045N065SC1 schickt OnSemi nun ein Bauteil in einem kompakteren Gehäuse ins Rennen.
(Bildquelle: onsemi)
Über das neue Gehäuse berichtet OnSemi folgende Leistungsdaten:
2
3Zusätzlich zu seiner kleineren Größe bietet das TOLL–Gehäuse ein besseres Wärmeverhalten und eine geringere Gehäuse–Induktivität (2 nH) als ein 7–Pin–D2PAK.
Im Bereich Leistungsdaten verspricht man folgendes:
Harwin: Mezzanine-Steckverbinder mit 0,5-mm-Raster und 0.5A pro Kontakt
Mezzaninsteckverbinder erlauben seit jeher das “Übereinander-Montieren” von Platinen – insbesondere im Zusammenspiel mit einigen Schrauben und Spacern entstehen so sehr robuste Konstruktionen, die trotzdem platzsparend sind.
In der Archer-Serie gibt es nun Zuwachs, den das hungaro-britische Unternehmen folgendermaßen beschreibt:
(Bildquelle: Harwin)
Interessant ist, dass die Bauteile für die Verarbeitung per Pick&Place-Maschine optimiert sind:
Zuerst erschienen bei Mikrocontroller.net News
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