Weltpolitik und Elektronik gehören näher zusammen, als man dies wahrhaben will. Die Affäre um den insolventen französischen Teil von SigFox verwandelt sich mehr und mehr in einen International Incident, während Huawei sein Russlandgeschäft einschränkt. Außerdem gibt es einen USB-JTAG-Emulator auf ESP32-Basis und einen neuen Chip für Offline-Spracherkennung.
SigFox-Auktion wegen Problemen um UnaBiz auf 21. April verschoben
Im Bieterkrieg um SigFox Frankreich stehen nur noch UnaBiz und OTEIS France – Vorteil des zweiteren Unternehmens ist, dass es im derzeit einer Präsidentenwahl unterliegenden Frankreich domiziliert ist. Für den Kauf der Anteile braucht UnaBiz deshalb eine als IEF (Foreign Investments in France) bezeichnete Erlaubnis des Wirtschaftsministeriums in Frankreich.
Bildquelle: Wikimedia Commons / Zairon, via https://en.wikipedia.org/wiki/File:Paris_Finanzministerium_2.jpg
Diese stellt normalerweise einen Formalakt dar, wurde diesmal aber auf den 24. April verschoben – also nach der Präsidentschaftswahl. Kommentatoren führen dies darauf zurück, dass Präsident Macron seiner Kontrahentin Le Pen keinen Zündstoff für Agitation liefern möchte.
Nach einer Intervention seitens UnaBiz verschob das Bezirksgericht seine Entscheidung zwischen den beiden Bietern auf den 21. April – es bleibt in Sachen SigFox also spannend.
Huawei reduziert Russlandgeschäft
Chinesische Unternehmen galten bisher als “sichere Bank” im Bezug auf die Belieferung russischer Kunden und Projekte. Huawei schränkt laut diversen Branchennewsdiensten nun ebenfalls seine Präsenz in Russland ein.
Forbes Russland berichtet beispielsweise davon, dass alle russischen Angestellten für den Monat April beurlaubt wurden, während seit März keine neuen Aufträge angenommen werden. Außerdem wurde das russische Marketingteam stark reduziert.
Interessant ist daran, dass die Angst vor weiteren westlichen Sanktionen selbst bei Huawei – die Geräteverkaufszahlen stiegen in Russland um 300%, während die Partnerschaft mit Google nach wie vor auf Eis liegt – zu einer Einstellung der Marktaktivitäten führt.
Nach Ansicht des Autors handelt es sich dabei um eine Abwägung Huaweis: das Risiko weiterer US-Sanktionen im Bereich der Chipbeschaffung wird hier wohl schwerer wiegen als die Vorteile des russischen Markts. Dies ist nach Ansicht des Autors kein universeller Trend – Unternehmen mit weniger “US- bzw Europa-Exposure” können in dieser Sache mit Sicherheit anders denken.
Espressif: wir emulieren USB-to-TTL-Chips in Software
In Zeiten der Chipkrise sind auch an sich unkritische Bauteile wie der FT232 und seine Kollegen CH340 und CP2104 nicht unbedingt einfach zu bekommen. Mit der unter https://github.com/espressif/esp-usb-bridge bereitstehenden ESP-USB-Bridge schickt Espressif nun einen Softwareemulator ins Rennen, der JTAG-Kommandogeräte redundant macht.
(BILDQUELLE: https://github.com/espressif/esp-usb-bridge)
An sich funktioniert das System problemlos – als einziges Problem führt Espressif an, dass die Geschwindigkeit vergleichsweise langsam ist:
1The JTAG communication is currently slow. set remotetimeout 100 should be set before loading the project binary. The command can be placed into the gdbinit file as the first instruction.
Infineon: weltraumqualifiziertes F-RAM mit 2 Mbit Kapazität
Infineon bietet seine F-RAM-Speicher seit einiger Zeit auch mit einem SPI-Interface an, was sie als energiesparenderen Ersatz für klassische Flashbausteine qualifiziert – außerdem haben die Bauteile systemimmanent unbegrenzte Schreibzyklen-Resistenz.
(Bildquelle: https://www.infineon.com/cms/en/about-infineon/press/market-news/2022/INFIHR202204-070.html)
Für den neuen Baustein verspricht Infineon extreme Strahlungsresistenz:
1The DLAM QML-V qualified devices have superior radiation performance of:
2 • TID: >150 Krad (Si)
3 • SEL: >114 MeV·cm 2/mg @115°C
4 • SEU: Immune
5 • SEFI: <1.34 * 10-4 err/dev.day
Sonst sind die Spezifikationen im Allgemeinen, was man erwarten darf:
1The 2 Mb density F-RAM with SPI is the first in its family of rad hard non-volatile F-RAMs. The devices have virtually infinite endurance with no wear leveling, with 10 trillion read/write cycles and 120 years data retention at 85°C, at an operating voltage range of 2.0 V to 3.6 V. The lowest operating current is 10 mA maximum, with an extreme low programming voltage of 2 V.
TW-ASR ONE: Offline-Spracherkennungsmodul um rund acht US-Dollar
Systeme wie PicoVoice funktionieren, sind allerdings vergleichsweise teuer und aufwändig zu lizenzieren. Dedizierte Chips bieten zwar weniger Funktionsumfang, bieten aber insbesondere bei Kleinserien oft eine bessere TCO.
Mit dem LU-ASR01 steht nun ein neuer Chip am Start, der bis zu fünf Wake Words und bis zu 200 allgemeine Kommandos erkennen kann. Unter https://hu.banggood.com/LU-ASR01-Intelligent-Speech-Recognition-Module-Offline-Recognition-Custom-100-Entries-p-1935993.html sind die in der Abbildung gezeigten fertigen Module erhältlich, die derzeit rund acht US-Dollar kosten.
(Bildquelle: BangGood)
Der im Allgemeinen gut informierte Branchennewsdienst CNX bietet unter https://www.cnx-software.com/2022/04/15/8-lu-asr01-offline-speech-recognition-board-features-tw-asr-one-chip/ eine Liste von Dokumentationsressourcen zum Modul an – wichtig ist durch die Bank, dass Mandarinkenntnisse weiterbringen.
Google: Anmeldungen zur Entwicklerkonferenz offen
Die Google I/O findet – Coronapandemie sei Dank – abermals online statt. Unter https://io.google/2022/ nimmt Google schon jetzt Anmeldungen entgegen.
In eigener Sache
Meine Wenigkeit bedankt sich bei allen Lesern, Kommentatoren und Kritikern. Es war mir eine Ehre. Ich wünsche – je nach Belieben – Frohe Ostern im Kreise der Familie (wer mit seiner Familie zurechtkommt), frohe Ostern im Kreise guter Freunde (für alle anderen) oder Ruhe und Inspiration.
Weltpolitik und Elektronik gehören näher zusammen, als man dies wahrhaben will. Die Affäre um den insolventen französischen Teil von SigFox verwandelt sich mehr und mehr in einen International Incident, während Huawei sein Russlandgeschäft einschränkt. Außerdem gibt es einen USB-JTAG-Emulator auf ESP32-Basis und einen neuen Chip für Offline-Spracherkennung.
SigFox-Auktion wegen Problemen um UnaBiz auf 21. April verschoben
Im Bieterkrieg um SigFox Frankreich stehen nur noch UnaBiz und OTEIS France – Vorteil des zweiteren Unternehmens ist, dass es im derzeit einer Präsidentenwahl unterliegenden Frankreich domiziliert ist. Für den Kauf der Anteile braucht UnaBiz deshalb eine als IEF (Foreign Investments in France) bezeichnete Erlaubnis des Wirtschaftsministeriums in Frankreich.
Bildquelle: Wikimedia Commons / Zairon, via https://en.wikipedia.org/wiki/File:Paris_Finanzministerium_2.jpg
Diese stellt normalerweise einen Formalakt dar, wurde diesmal aber auf den 24. April verschoben – also nach der Präsidentschaftswahl. Kommentatoren führen dies darauf zurück, dass Präsident Macron seiner Kontrahentin Le Pen keinen Zündstoff für Agitation liefern möchte.
Nach einer Intervention seitens UnaBiz verschob das Bezirksgericht seine Entscheidung zwischen den beiden Bietern auf den 21. April – es bleibt in Sachen SigFox also spannend.
Huawei reduziert Russlandgeschäft
Chinesische Unternehmen galten bisher als “sichere Bank” im Bezug auf die Belieferung russischer Kunden und Projekte. Huawei schränkt laut diversen Branchennewsdiensten nun ebenfalls seine Präsenz in Russland ein.
Forbes Russland berichtet beispielsweise davon, dass alle russischen Angestellten für den Monat April beurlaubt wurden, während seit März keine neuen Aufträge angenommen werden. Außerdem wurde das russische Marketingteam stark reduziert.
Interessant ist daran, dass die Angst vor weiteren westlichen Sanktionen selbst bei Huawei – die Geräteverkaufszahlen stiegen in Russland um 300%, während die Partnerschaft mit Google nach wie vor auf Eis liegt – zu einer Einstellung der Marktaktivitäten führt.
Nach Ansicht des Autors handelt es sich dabei um eine Abwägung Huaweis: das Risiko weiterer US-Sanktionen im Bereich der Chipbeschaffung wird hier wohl schwerer wiegen als die Vorteile des russischen Markts. Dies ist nach Ansicht des Autors kein universeller Trend – Unternehmen mit weniger “US- bzw Europa-Exposure” können in dieser Sache mit Sicherheit anders denken.
Espressif: wir emulieren USB-to-TTL-Chips in Software
In Zeiten der Chipkrise sind auch an sich unkritische Bauteile wie der FT232 und seine Kollegen CH340 und CP2104 nicht unbedingt einfach zu bekommen. Mit der unter https://github.com/espressif/esp-usb-bridge bereitstehenden ESP-USB-Bridge schickt Espressif nun einen Softwareemulator ins Rennen, der JTAG-Kommandogeräte redundant macht.
(BILDQUELLE: https://github.com/espressif/esp-usb-bridge)
An sich funktioniert das System problemlos – als einziges Problem führt Espressif an, dass die Geschwindigkeit vergleichsweise langsam ist:
1The JTAG communication is currently slow. set remotetimeout 100 should be set before loading the project binary. The command can be placed into the gdbinit file as the first instruction.
Infineon: weltraumqualifiziertes F-RAM mit 2 Mbit Kapazität
Infineon bietet seine F-RAM-Speicher seit einiger Zeit auch mit einem SPI-Interface an, was sie als energiesparenderen Ersatz für klassische Flashbausteine qualifiziert – außerdem haben die Bauteile systemimmanent unbegrenzte Schreibzyklen-Resistenz.
(Bildquelle: https://www.infineon.com/cms/en/about-infineon/press/market-news/2022/INFIHR202204-070.html)
Für den neuen Baustein verspricht Infineon extreme Strahlungsresistenz:
1The DLAM QML–V qualified devices have superior radiation performance of:
2 • TID: >150 Krad (Si)
3 • SEL: >114 MeV·cm 2/mg @115°C
4 • SEU: Immune
5 • SEFI: <1.34 * 10–4 err/dev.day
Sonst sind die Spezifikationen im Allgemeinen, was man erwarten darf:
1The 2 Mb density F–RAM with SPI is the first in its family of rad hard non–volatile F–RAMs. The devices have virtually infinite endurance with no wear leveling, with 10 trillion read/write cycles and 120 years data retention at 85°C, at an operating voltage range of 2.0 V to 3.6 V. The lowest operating current is 10 mA maximum, with an extreme low programming voltage of 2 V.
TW-ASR ONE: Offline-Spracherkennungsmodul um rund acht US-Dollar
Systeme wie PicoVoice funktionieren, sind allerdings vergleichsweise teuer und aufwändig zu lizenzieren. Dedizierte Chips bieten zwar weniger Funktionsumfang, bieten aber insbesondere bei Kleinserien oft eine bessere TCO.
Mit dem LU-ASR01 steht nun ein neuer Chip am Start, der bis zu fünf Wake Words und bis zu 200 allgemeine Kommandos erkennen kann. Unter https://hu.banggood.com/LU-ASR01-Intelligent-Speech-Recognition-Module-Offline-Recognition-Custom-100-Entries-p-1935993.html sind die in der Abbildung gezeigten fertigen Module erhältlich, die derzeit rund acht US-Dollar kosten.
(Bildquelle: BangGood)
Der im Allgemeinen gut informierte Branchennewsdienst CNX bietet unter https://www.cnx-software.com/2022/04/15/8-lu-asr01-offline-speech-recognition-board-features-tw-asr-one-chip/ eine Liste von Dokumentationsressourcen zum Modul an – wichtig ist durch die Bank, dass Mandarinkenntnisse weiterbringen.
Google: Anmeldungen zur Entwicklerkonferenz offen
Die Google I/O findet – Coronapandemie sei Dank – abermals online statt. Unter https://io.google/2022/ nimmt Google schon jetzt Anmeldungen entgegen.
In eigener Sache
Meine Wenigkeit bedankt sich bei allen Lesern, Kommentatoren und Kritikern. Es war mir eine Ehre. Ich wünsche – je nach Belieben – Frohe Ostern im Kreise der Familie (wer mit seiner Familie zurechtkommt), frohe Ostern im Kreise guter Freunde (für alle anderen) oder Ruhe und Inspiration.
Zuerst erschienen bei Mikrocontroller.net News
Quelle: