Tag 3 der Espressif DevCon 2024 – von Drohne und Co

Der dritte Tag von Espressifs Entwickler-Konferenz begann mit einer Keynote von Juraj Michálek, in der er die Wichtigkeit sowohl von Amateuren als auch von professionellen Nutzern betonte. Was es sonst Sehenswertes gab, vermelden wir hier.

Bildquelle, alle: Espressif, Screenshot des Autors

Keynote von Juraj Michálek – Überblick des Ökosystems.

Der dritte Tag begann mit einer Erwähnung des ESP Product Selectors – ein System, das wie in den Abbildungen gezeigt die tabellarische Auswahl und Vereinzelung des im Laufe der letzten Jahre doch immens breit gewordenen Espressif-Ökosystems ermöglicht.

Für Anbieter ESP 32-basierter Lösungen dürfte auch der in der Abbildung gezeigte Reference Design-Blog interessant sein. Lustig ist, dass die Anbietung von neuen Blog-Artikelthemen über GitHub erfolgen muss.

Neben einer Erwähnung des Emulators Wokwi sprach Michálek über den Arduino-Core und führte sogar vor, wie man ein Rust-Projekt für die ESP 32-Plattform kompiliert bekommt. Nach Namedrops verschiedener Python-Versionen zeigte er danach eine Liste weiterer Entwicklungs-Möglichkeiten.

Wokwi: Simulation, auch (oder vor Allem) für CI

Der erste Partnervortrag der Konferenz stammte aus dem Hause Wokwi – das Unternehmen entwickelt einen Simulator für Embeddedsysteme.
Interessant war, dass der Vortragende schon im ersten Satz die Eignung seines Systems als „Futter bzw. Hilfskomponente“ für Continuous Integration erwähnte. Beeindruckend ist an Wokwi – nach Ansicht des Newsautors – unter anderem die Tiefe der Simulation; so bringt das System sogar einen simulierten MQTT-Broker mit.
Insbesondere im Zusammenspiel mit der Visual Studio Code-Erweiterung avisiert man auch eine allgemeine Beschleunigung des Entwickler-Turnarounds.

Faszinierend ist in diesem Zusammenhang auch der „Pin Dump“, in dem der Simulator – wie in der Abbildung gezeigt – über die Betriebszustände der einzelnen GPIO-Pins informiert.

Lustig ist an Wokwi die Möglichkeit, Eingabefolgen abzuarbeiten – als Beispiel zeigte man eine Abbildung, die automatisiert mit einem Knopf interagierte.

Interessant war auch die Frage, welche Peripheriegeräte Wokwi in der Praxis unterstützt.

Die darauf gegebene Antwort war, dass das Ziel die „Abdeckung der häufig verwendeten“ Peripherie ist – es ist explizites Nichtziel, Chips und externe Elemente zu 100 % zu simulieren.

Weltraum-Projekte mit kleinem Budget.

Der nächste Vortrag setzte sich mit AeroRust auseinander – eine „Ausgründung“ der RUST-Community, die verschiedenste Helium-Ballons für „Höhenversuche“ realisiert.

Der Fokus des Vortrags lag dann auf den beiden Open Source-Projekten Teleprobe (siehe https://github.com/embassy-rs/teleprobe) und Embassy (siehe https://github.com/embassy-rs/embassy) – Zweiteres ist ein Rust-Framework, das fortgeschrittene Embedded-Software bzw. ihre Erzeugung zu erleichtern sucht.

Grundlagenfortbildung – oder – WLAN en Detail.

Der „Beginn“ des Erfolges von Espressif im westlichen Markt war die Übersetzung eines SDKs durch Maker. Obwohl Espressif seit einiger Zeit andere Funktechnologien einbaut, dürfte der Gutteil der Entwickler im Gehirn nach wie vor mit der Formel Espressif bedeutet WLAN arbeiten.
Da man insbesondere als „Nebenbei-Administrator“ des Labor-WLANs nur vergleichsweise wenig über die Möglichkeiten der Technologie erfährt, wurde mit Darian Leung ein Präsentator losgelassen, der in rund 30 Minuten einen Überblick des WLAN-Standards samt Autodidakten nur selten bekannter Funktionsbereiche anbot.
Der nächste Vortrag setzte sich mit der hauseigenen Mesh-Technologie ESP_NOW auseinander. Im Technologie-Vergleich, der von der Universität zu Zilina beigetragen wurde, betonte der Vortragende den wesentlich geringeren Peak-Stromverbrauch.

Neben dieser Energie-Einsparung dürfte interessant sein, dass die Universität eine Evaluation zur Findung des optimalen Aufenthaltsort der Nodi durchgeführt hat – weitere Informationen hierzu finden sich in der Präsentation.

Zephyr als HAL

Das Zephyr-Projekt wurde durch Pedro Bertoleti vertreten. Seine Präsentation begann mit einer Leistungsschau, die die Breite der Community zu betonen suchte.
Auf Kongressen berichtete man in der Vergangenheit immer wieder über die Bemühungen, Zephyr auch als „universelle Hardware-Abstraktionsschicht“ zu etablieren (siehe z.B. Beitrag “Embedded Open Source Summit – Tage 3 und 4”). Interessant ist, dass Bertoleti in einer der Folien explizit davon sprach, dass die Nutzung von Zephyr die Erzeugung von „Hardware-unabhängiger“ Embeddedsoftware erleichtert.

Der „dritte und letzte Akt“ des Vortrags war dann eine durch Besprechung des Quellcode eines auf Zephyr basierenden Trackers – auch hier gilt, dass an der Technologie en Detail interessierte Personen das Recording des Vortrags ansehen sollten.

Drohnen-Lastabwurf mit ESP 32.

Fliegende Dinge scheinen es dem Hause Espressif im Allgemeinen angetan zu haben – ein Vortrag beschäftigte sich mit Systemen, die Drohnen das Abwerfen von Traglasten ermöglichen. Der ESP32 kam dabei zur Steuerung der eigentlichen Elektromechanik zum Einsatz.
Interessant war der Vortrag trotzdem, da er ein System mit einer maximalen Traglast von 500 g realisierte und dabei – explizit – auch auf die verschiedenen elektromechanischen Aspekte einging.

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch Gedanken dazu, wie die Integration zwischen den Auslöseknöpfen und den vom Operator zu tragenden Handschuhen erfolgte – der Autor hatte offensichtlich „Schmerzen“, die sich ein an einem ähnlichen Design arbeitender Ingenieur durch Ansehen des Vortrages ersparen kann.

Optimierte Fortbildung von Embedded-Ingenieuren unter Nutzung von Rust und Simulatoren.

Die „Erzeugung von Nachwuchs“ im Embeddedbereich ist nicht immer einfach – während die Entwicklung von Spielen für Handcomputer im Allgemeinen attraktiv ist, gilt die Elektronik nach wie vor als sehr mathematisch-lastige Wissenschaft. Außerdem ist die „Lernkurve“ vergleichsweise steif.

Die Kombination aus der Rust-Programmiersprache und Simulatoren ermöglicht eine „Abflachung“ der Lernkurve.

Q and A – die „interessantesten“ Fragen.

Die letzte Session beschäftigte sich mit der Beantwortung von Fragen, die Teilnehmer während der Vorträge abgelegt hatten. Eine interessante Frage beschäftigte sich damit, inwiefern Espressif plant, die bisher in C mit C++ investierten Ressourcen auch für Rust zu investieren.

Die Antwort darauf lautete, dass sich Espressif derzeit noch in einer Evaluationsphase befindet. Allgemein gilt allerdings, dass der Grad der Ressourcen-Investierenung immer davon abhängt, wie viel „Kundeninteresse“ besteht.
Man erwähnte im Rahmen dessen, dass die Kommunität zwischen Standard- und Embedded-Entwicklung im Rust-Ökosystem stärker ausgeprägt ist als im Bereich C – daraus folgt ein geringerer Ressourcen-Bedarf zum Erreichen ähnlicher Ziele.
Die nächste „erwartbare“ Frage drehte sich um den Beginn der Massen-Produktion für den ESP32-P4.

Hier gab es leider nur vergleichsweise wenig Positives zu vermelden: Wer mit dem ESP32-P4 experimentieren möchte, muss auf AliExpress das Evaluationsboard kaufen. Die Massenproduktion eines fehlerbereinigten Chips soll bald starten.

Außerdem kehrte auch die schon vom Vortag bekannte Frage zum „LAN-Controller“ am Chip zurück.

Die Antwort lautet dabei, dass die Integration des MAC bereits in Arbeit ist bzw. am ESP32-P4 bereits zur Verfügung steht. Die Integration der PHY wird von Espressif überhaupt nicht avisiert – Ursache dafür ist, dass es sich dabei um ein komplexes Bauteil handelt, das die Kosten stark erhöhen wurde und von dem „Gutteil“ der Nutzerschaft nicht benötigt wird.
In der Vergangenheit haben Experimente zur Ausführung von Linux am ESP32 (siehe beispielsweise https://www.youtube.com/watch?v=5oKeVyxgwzk) für erhebliche Medien-Aufmerksamkeit gesorgt. Aus der Logik folgt, dass nun auch eine Anfrage erfolgte, ob der wesentlich leistungsfähigere ESP32-P4 hausintern ebenfalls mit Linux bespielt wird.

Die Antwort aus dem Hause Espressif darauf war zweigleisig: Einerseits hat man hausintern mit No-MMU-Linux experimentiert. Aus der „technischen Ausführbarkeit“ folgt allerdings nicht, dass dies auch ökonomisch sinnvoll ist – offizielle Unterstützung ist nicht geplant.
So allerdings von der Community „massive Investitionen“ folgen, wäre es vorstellbar, dass Espressif seine Meinung diesbezüglich ändert.

Fazit und Ausblick.

Damit ist auch diese Ausgabe der Espressif Devcon „hinter uns“ – das Produktionsteam bedankte sich und verloste einige Evaluationsboards an alle, die die Feedbackformulare ausgefüllt hatten.

Zu beachten ist außerdem, dass Espressif schon jetzt eine Nachfolge-Version des Entwicklerkongresses für das nächste Jahr angekündigt hat.

Zuerst erschienen bei Mikrocontroller.net News

Quelle: Read More