Embedded World 2024 – mehr Chips, Software uvam

Im letzten Teil der Embedded World-Berichterstattung wenden wir uns einerseits Chip- und sonstigen Herstellern zu, die aufgrund ihrer Positionierung erst später ins Auge stachen. Außerdem gibt es jede Menge Neuerungen im Bereich der Embeddedsoftware, außerdem einige faszinierende elektromechanische Komponenten.

Jetbrains: Rust-Plugin für CLion wird nicht eingestellt.

Die „immer stärker werdende“ Dominanz von Rust im Bereich der Embedded-Entwicklung führte dazu, dass Jetbrains – das Unternehmen ist für verschiedene IDEs bekannt – einen durchaus prominenten Stand auf der Embedded World buchte. Die wichtigste Nachricht ist, dass die neue integrierte Entwicklungsumgebung RustRover nicht dazu führt, dass das Rust-Plug-in für CLion eliminiert wird.

Stattdessen plant Jetbrains, beide Produkte paralell zu warten – wer CLion für die Koexistenz zwischen C- und Rust-Code verwendet, muss sich keine Gedanken um die langfristige Verfügbarkeit seiner Entwicklungswerkzeuge machen.

Percepio: Mit Continuous Observerbility zu höherer Systemsicherheit.

Der Skandal um eine Hintertüre in den XZ-Tools wurde vor allem durch „Performance-Benchmarks“ aufgedeckt. Das auf das Tracing von Embedded-Systemen und den in ihnen entstehenden Problemen spezialisierte Unternehmen Percepio bietet mit Percepio Detect ein neuartiges System an, das nach Ansicht des Newsautors Aufmerksamkeit verdient.

Percepio Detect ist ein System, das produktiv arbeitende Instanzen des Embeddedsystems permanent überwacht und auf Anomalien achtet – ein Beispiel hierfür wäre eine zu langsame Verarbeitung eines Parsers.
In diesem Fall kann das System automatisiert eine Meldung absetzen, die bei korrekter Konfiguration auch für das hauseigene Produkt TraceAlyzer lesbare Core Dumps mitbringt.

Zum Zeitpunkt der Drucklegung sucht man im Hause Percepio übrigens nach Betatestern. Wer dem System in seinem Embeddedanwendungsfall eine Chance geben möchte, sollte sich unter der E-Mail-Adresse andreas.lifvendahl@percepio.com beim Unternehmen melden.

###RISC/V – neue Befehlssatzspezifikationen verabschiedet
Im Bereich der quelloffenen ISA gibt es Erweiterungen. Spezifischerweise verabschiedete das Standardisierungsgremium die folgenden Spezifikationen:

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Top specifications include:

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Efficiency: bitmanip, Zc*, Zfa  

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Virtualization: hypervisor, aia, iommu

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Vector: vector, vector crypto, FP16, BF16

Weitere Informationen zu den neuen Kommandos finden sich unter https://wiki.riscv.org/display/HOME/Ratified+Extensions.

ARM – Ethos U85 bietet vierfache NPU-Leistung

Im Hause ARM bietet man seit einiger Zeit auch AI-Beschleuniger-IP an. Auf der EmbeddedWorld zeigte man eine neue Variante, die mehr Leistung bieten soll:

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New Arm EthosU85 NPU delivers 4x performance uplift for high performance edge AI applications such as factory automation and commercial or smart home cameras.

GigaDevice – Design win für Flashspeicherabteilung

Im Hause GigaDevice gibt es einen relevanten Design Win zu vermelden – im Hause Texas Instruments bezieht man den Flashspeicher für diverse Systeme wie das in der Abbildung gezeigte DLP-Demoboard fortan aus dem Hause GD.

STMicroelectronics – Page EEPROM in Massenproduktion

Das zweitorige EEPROM aus dem Hause STMicroelectronics geistert seit einigen Jahren als Ankündigung durch die Industrie.

Auf der Embedded World finalisierte man – in naher Zukunft sollen die Speicherbausteine schlüsselfertig zu kaufen sein. Außerdem wird es ein Evaluationsboard für die Nucleo-Plattform geben.

Synaptics – Pre-sign für Astra-Plattform beginnt.

Synaptics Vorstellung der Astra-Plattform war eine der größeren Nachrichten auf der Embedded World; steht damit doch ein komplett neuer Hersteller von Mikrocontrollern im Markt.

Wer mit der MPU-Variante dieses auf dessen Bedürfnisse der künstlichen Intelligenz optimierten Ökosystems experimentieren möchte, kann sich ab sofort unter der URL https://www.synaptics.com/products/embedded-processors für den Bezug des rund 250 US-Dollar teuren Entwicklerkits vormerken lassen.

Entwicklerboards – Peripheriegeräte von M5Stack.

Der chinesische Anbieter von einsteigerfreundlichen Entwicklerboards zeigte auf eine Grafik, die einen Überblick der für das Jahr 2024 erwarteten Produkte bot.

Hervorzuheben sind nach Ansicht des Autors erstens das DMM-Modul, dass ein Multimeter realisiert. Zweitens steht mit dem Single Live Switch ein in Funksysteme einbindbarer Schalter zur Verfügung, der wohl für den Einsatz im Smart Home vorgesehen ist.

Arduino – 4G-Funkmodem für Portenta, Informationen zu den Erweiterungsmodulen der SPS

Im Hause Arduino gab es ebenfalls Zuwachs: erstens dürfen sich Nutzer der Portenta-Familie an einem hauseigenen 4G-Modul erfreuen.

Zweitens gibt es weitere Informationen zu den am Arduino Day angekündigten Erweiterungen für die SPS.

MicroChip – AVR DU mit USB-Unterstützung, Fokus auf Analogperipherie und PCIe

Im Hause MicroChip lancierte man ein wahres Feuerwerk der Neuerungen – Fokusprodukt im Bereich der Achtbitter ist mit Sicherheit der AVR DU, der sich auf die Realisierung von mit USB-Geräten kommunizierenden Systemen spezialisiert.

Als Nächstes fokussierte man auf den AD-Fähigkeiten der hauseigenen Chips – der PGA wurde anhand eines Systems vorgeführt, das auf Vibrationen reagiert.

Zu guter Letzt zeigte man neue Varianten der hauseigenen PCIe-Bridgechips.

Altium: Jetzt mit Lifecycle Management.

Im Hause der EDA-Software Altium steht mit ELM eine neue Erweiterung des Produktscopes ante Portas – hinter der Abkürzung verbirgt sich dabei der Begriff Electronic Lifecycle Management.
Im Prinzip steht dahinter die Idee, dass Altium fortan – Analogien zu Microsoft Project und Co. sind rein zufällig – nicht nur das Design der Schaltung, sondern auch Requirements Management und sonstige anciliary Tasks der Elektronikentwicklung beaufsichtigt.

Das Standpersonal sprach mehrfach davon, dass es sich dabei um das „absolute High End-Version“ von Altium handelt. Die Auslieferung an den Kunden erfolgt unter Analyse der vorherrschenden Situation – es ist also damit zu rechnen, dass die Nutzung der Funktion mit erheblichen Mehrkosten einhergeht.

ArduSimple: Vergleichsweise preiswertes zentimetergenaues Positionierungssystem

Die Genauigkeit von GPS mag zur Navigation ausreichen – in manchen Fällen wünscht man sich höhere Positionierungsgenauigkeit.
In diesem Fall ist die Nutzung von RTK (siehe https://www.ardusimple.com/rtk-in-5-minutes/) empfehlenswert. ArduSimple bietet – wie in der Abbildung gezeigt – vergleichsweise preiswerte Hardware an, die dieses Verfahren realisiert.

Renesas RA0 – Cortex M23-Mikrocontroller für Low Energy

Am Stand von Renesas zeigte man einen neuen Mikrocontroller – Spezifischerweise den RA0, den der für die Präsentation verantwortliche Seraphin Bikek – grenzgenial – als Kombination der hauseigenen low Energy-Peripheriegeräte mit einem Kern aus dem Hause ARM bezeichnete.
Zielmarkt sind dabei erstens preissensitive und zweitens energiesensitive Applikationen – die Abbildungen informieren en Detail über die Spezifikationen.

Interessant ist, dass Renesas STMicroelectronics Positionierung als „Führer des Energiesparens“ anficht – als Beweis dafür führt man unter anderem den von EEMBC durchgeführten ULP Peripheral Profile-Benchmark an.
Außerdem gibt es Erweiterungen im Bereich der als Renesas Quick Connect bezeichneten Online-IDE. Mit dem in der Abbildung gezeigten Produkt steht nun sogar ein Starterkit zur Verfügung, das den schnellen Einstieg erleichtern soll.

Infineon: Erweiterungen der PSoc-Serie mit neuem Arm-IP.

Im Hause Infineon setzt man das von Arm letztes Jahr angekündigte Pärchen aus CPU-Kern und dazugehörigem AI-Beschleuniger in der PSoc-Serie um.
Insgesamt gibt es drei Modelle – das High End-Modell hat sowohl den AI-Beschleuniger als auch eine umfangreiche Grafikausgabeengine, während das Mid Range-Modell auf die Grafikausgabe verzichtet.

Interessant ist der Low End-Spross. Dabei handelt es sich um eine „besondere“ Variante, die nur den Haupt-Rechenkern mitbringt und auf den von Arm normalerweise im Päckchen verkauften AI-Beschleuniger verzichtet.

Nanopower Semiconductor npZero – Zustandsautomat zur Reduktion des Energieverbrauchs in der Sensorik

Mit Nanopower Semiconductor steht ein innovatives Halbleiterunternehmen am Start, das einen Energieverbrauch von nur 75 Nanowatt verspricht.
Weg zum Erreichen dieses heheren Ziels ist der gezeigte Coprozessor, der per I2C Verbindung mit einem Hostmikrocontroller aufnimmt.

Lebenszweck des Systems ist das Überwachen der angeschlossenen Sensoren. Der Host legt Wunsch- und Grenzwerte fest und geht danach schlafen – der npZero weckt ihn auf, wenn eine Abweichung von den Sollparametern zu verbellen ist.

Cadence: Orcad X verfügbar

Die „Einstiegsversion“ in das Cadence-Ökosystem wurde auf Version 23 erhöht – als Marketinggag entschied man sich für den Namen Orcad X.
Wichtigste Erweiterung der als Neulizenz 7 bis 8000EUR pro Station kostenden Software ist eine verbesserte Integration in Bauteilsuchdienste wie Ultra Librarian.

GoWin – neue Special Purpose-FPGAs

Beim FPGA-Spezialisten GoWin gibt es mehrere Neuerungen. Erstens sind die im letzten Jahr angekündigten ARORA V-Chips nun durch die Bank lieferbar – neu ist eine Variante mit einer ARM Cortex M4-Recheneinheit, die ob des Vorhandenseins einer FPU für Motorsteuerungen optimiert ist.

Im Low-End-Bereich erweitert man die Bee-Serie um ein Modell mit 2000 LUT-Elementen – der GW1NZ-2 ist für Situationen vorgesehen, in denen es auf extrem geringen Energieverbrauch ankommt.
Außerdem hat sich GoWin im Bereich USB eine Marktnische erarbeitet: sowohl für Audio- als auch für USB-Geräte steht vorgefertigtes IP zur Verfügung, das Nutzern der hauseigenen FPGA-Familie das Leben zu erleichtern sucht.

CoilCraft: SMD-Induktor mit 800 V Spannungsfestigkeit.

Im Bereich der Induktoren gibt es Neuzuwachs – CoilCraft schickt eine Surface Mount-Spule ins Rennen, die bis zu 800 V übersteht.

Azure FreeRTOS – Probleme bei der Übertragung der Zertifikationsdokumente

Im Bereich der Echtzeitbetriebssysteme gab es vergleichsweise wenig Neuigkeiten. Am Stand der Eclipse Foundation sprach Frederic Desbiens darüber, dass das erste von der Eclipse Foundation beaufsichtigte Release von FreeRTOS erfolgreich verlief.
Problematisch ist, dass die diversen Zertifikationsdokumente noch nicht von Microsoft an die Eclipse Foundation übertragen wurden. Die Zertifikation des neuen Releases soll Zeit in Anspruch nehmen; unter der Hand geht man davon aus, dass die Zertifizierung bis Ende des Jahres vorliegen sollte.

Zephyr: Kontinuität als Antwort auf FreeRTOS.

Im Hause Zephyr – das zur Linux Foundation gehörende Produkt war bisher Platzhirsch im Bereich der quelloffenen Embeddedsysteme – zeigte man sich über die neue Konkurrenz wenig erfreut.
Als Gegenmaßnahmen führt man einerseits Zephyr LTS ein, und plant andererseits die erweiterte Fortsetzung der in Prag angekündigten Initiative der Integration verschiedenster Treiber. Als Fokus avisierte man diesmal übrigens GNSS und Funkmodule.
Außerdem plant man das Anbieten einer Input API, die die Integration mit USB-Tastaturen, Gamepads und anderen Steuergeräten vereinfachen soll.

Oce Technology – kontaktfreudiges Echtzeitbetriebssystem

Die in Irland ansässige Oce Technology ist mit ihrer Einzelplatzlizenz von rund 10000 EUR ein Exot in der Welt der „kostenlosen“ RTOSse – man ist sich dieser Alleinstellung indes durchaus bewusst, und begegnet ihr durch mehrere innovative Features. Erstens ist das ESA-zertifizierte Betriebssystem zur Erkennung von Deadlocks befähigt, zweitens gibt es ab Sofort auf unterstützten Plattform die Möglichkeit zur Koexistenz mit anderen Systemen.

Wago und Phoenix Contacts – Stecker für verdrillte Litzen

Im Bereich der Elektromechanik gibt es zwei Neuzugänge: sowohl Phoenix als auch Wago bieten Steckverbinder an, die Litzen ohne Kontakthülse aufnehmen und arretieren. Das PushX-Produkt von Phoenix Contact – auch als Mausefalle bezeichnet – kümmert sich dabei um Litzen im Querschnitt 1.5mm, ist aber im Bezug auf das Öffnen werkzeugfrei.

Im Hause WAGO zeigt man sich flexibler im Bezug auf die Leiterquerschnitte. Das Lösen der Verbindung setzt hier allerdings zwangsweise einen Schraubendreher voraus.

RS steigt in digitale Softwaredistribution ein

Zu guter Letzt verdient RS Erwähnung – das Unternehmen schickt sich an, auf den Spuren von PalmGear und Co zu wandeln und fortan auch digitale Softwaredistribution anzubieten. Als Referenzkunde findet sich – wenig überraschend – Segger:

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Die innovative Lösung ermöglicht es Kunden, entsprechende Software online zu erwerben und stellt Lizenzschlüssel zum Download in Sekundenschnelle per EMail zu. Im Vergleich dazu beträgt die typische Vorlaufzeit beim physischen Kauf zwei bis elf Wochen. Dies ist ein Beitrag zur Verkürzung der Markteinführungszeit und minimiert die Umweltbelastung durch den Kauf physischer Software in Form von CDROMs und USBs.

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Die Lieferanten Matrix und SEGGER sind die ersten Unternehmen, die zusammen mit RS diesen integrierten Einkaufsansatz verfolgen. Beim Erwerb der MatrixProdukte können Ingenieure und Techniker beispielsweise jetzt auf das entsprechende Matrix FlowcodeProgramm zugreifen, das eine integrierte Entwicklungsumgebung (IDE) bietet. Innerhalb weniger Augenblicke versetzt sie dies in die Lage, elektrische, elektronische und elektromechanische Systeme zu entwickeln.

Zuerst erschienen bei Mikrocontroller.net News

Quelle: Read More