Funk spielt auf der EmbeddedWorld traditionell eine große Rolle. Neben dem Aufkommen der Satellitenkommunikation (Stichwort 5G NTT) ist der Trend zum smarten Funkmodul und zur Nutzung des mit nur einer oder zwei Antennen auskommenden Cat1.bis ersichtlich. Hier eine Liste von Interessantem für Freunde der Kurz- und Langwellen.
Qualcomm Micropower Wi-Fi – WLAN mit „extrem geringem“ Energiebedarf.
Energiesparende WLAN-Varianten wie HaLow sind „unlustig“, als sie ob der geänderten Frequenzen zusätzliche Investitionen in Hardware notwendig machen. Mit Micropower Wi-Fi schritt Qualcomm ein alternatives Verfahren ins Rennen. Auf dem hauseigenen QCC730-Chip basierende Geräte weisen einen extrem geringen Stromverbrauch auf, waren in Tests auf der Messe aber zum Verbindungsaufbau mit einem „gewöhnlichen“ Router aus dem Hause Asus befähigt.
Bildquelle, alle: Autor.
Tekhne MYNA – neues HaLow-Modul.
Qualcomm ist nicht das einzige Unternehmen, das sich dem Stromverbrauch von WLAN-Verbindungen zuwenden möchte. Das in Spanien ansässige und an sich für Prozessrechner-Design bekannte Unternehmen Tekhne schickt mit MYNA ein Funkmodul ins Rennen, das für die einfache Realisierung von Wifi HaLow-Applikationen optimiert ist.
In der zur Funkmodul gehörenden Dokumentation spricht man davon, einen „offenen CPU-Kern“ anzubieten – es soll Entwicklern also möglich sein, analog zu einem ESP32 oder einen GD32VW515 Applikationscode am Modem zur Ausführung zu bringen.
GigaDevice: GD32VW553 mit Matter-Integration.
Frei nach dem Spruch des „Mind over Matter“ kann man auch im Embedded-Radio-Bereich davon sprechen, dass SDR-basierte Systeme ihre „gewöhnlichen“ Kollegen immer mehr verdrängen.
GigaDevice illustrierte dies beispielsweise anhand einer Tech-Demo, die das neue RISC-V-basierende Funkmodul in ein Matter-Gerät umwandelte.
Würth Stephano – ESP32-C3-Modul mit optimierten Parametern
Würth Elektronik investiert seit einiger Zeit erhebliche Ressourcen in das Anbieten von Funkmodulen.
Der Neuling ist das in der Abbildung gezeigte Modul, das auf den Namen Stephano hört.
Obwohl es sich dabei um ein auf einem ESP32-C3-Chipsatz basierendes Funkmodul handelt, sind Würth zwei Verbesserungen gelungen. Erstens benötigt das Modul 44 % weniger Platz auf der Printplatte, zweitens ließ sich der Stromverbrauch um bis zu 50 % senken.
Neu ist im Hause Würth außerdem das gezeigte Modul, das sich um LoraWAN-Verbindungen kümmert.
NXP MCX W – Bluetooth-MCU mit Bluetooth Channel Sounding für sehr genaue Positionierung
Auf den ersten Blick erscheint der MCX mit dem in der Abbildung gezeigten Blockdiagramm wie so jeder andere Bluetooth-Mikrocontroller mit einem für Applikationsausführung offenen Kern.
Bildquelle: NXP, via https://www.nxp.com/company/blog/mcx-w-is-the-new-mcu-to-connect-more:BL-MCX-W-IS-THE-NEW-MCU.
Die gezeigte Demonstration hatte es insofern „in sich“, als man – wie in der Abbildung gezeigt – sehr genaues Indoor Positioning unter Nutzung von Bluetooth Channel Sounding demonstrierte. Dabei handelt es sich um eine – per se – noch in Entwicklung befindliche neue Bluetooth-Spezifikation (siehe https://www.bluetooth.com/blog/bluetooth-channel-sounding-a-step-towards-10-cm-ranging-accuracy-for-secure-access-digital-key-and-proximity-services/), die auf dem MCX W allerdings zu funktionieren scheint.
Abracon: einfache Antenne für WLAN 7
Wer nach einer einfachen Antenne für Wifi 7 sucht, wird bei Abracon – wie in der Abbildung gezeigt – fündig.
Blues – „Abstraktionsschicht“ für Funkmodule.
Wer von Funkmodulhersteller zu Funkmodulhersteller, oder noch schlimmer zwischen verschiedenen Technologien hin- und her wechselt, lernt schon ob der Differenzen der verwendeten AT-Codes das mehrsprachige Fluchen. Mit Blues steht nun ein System am Start, das eine „Abstraktionsschicht“ realisiert.
Unique Sales Proposition des Systems ist dabei, dass es eine „einheitliche“ AT-Befehlssprache implementiert – die verschiedenen Blues-Module, beispielsweise für LoRA oder 4G, haben erstens einen universellen Formfaktor und sprechen zweitens alle denselben AT-Befehlssatz.
Bei „korrektem“ Aufbau der Applikation – an RF-inherenten Problemen wie der Begrenzung der per SigFox übertragbaren Nachrichtenmenge kann Blues naturgemäß nichts ändern – lassen sich Funk-Systeme dann mehr oder weniger nach Belieben austauschen.
CAVLI: Unsere Module sind „intelligent“.
Der aus Indien stammende Funkmodul-Hersteller CAVLI war in der Vergangenheit beispielsweise unter Beitrag “ESP32-C6-XIAO, neue Cortex-M23-Mikrocontroller, OpenBSD 7.5 und mehr” ob eines RedCap-Moduls Thema. Neues Produkt auf der Embedded World war der C16, der Cat1.BIS implementiert.
In nicht allzu ferner Zukunft ist die Auslieferung des Nachfolgemodells C17 implementiert. Interessant an ihm ist, dass CAVLI ein auf Amazon FreeRTOS basierendes Entwicklungskit anbieten will. Entwickler können so „einfache“ Applikationslogik direkt auf dem Funkmodul unterbringen, dass sich auch um die Übertragung der Informationen in Richtung der Cloud kümmert.
Telit: Satelliten, Cat1-BIS und „softwaredefiniertes Radio“.
Telit prescht mit gleich mehreren Produkten vor: Erstens gibt es naturgemäß Funkmodule für LTE Cat1.BIS. Der wichtigste Vorteil dieser Module ist, dass sie mit nur einer bzw. zwei Antennen auskommen – dies spart sowohl bei Matching als auch beim sonstigen Design Arbeitszeit und Platz.
Naturgemäß hat auch Telit satellitenfähige Module im Angebot. Besonders interessant ist hier das „separat“ herausgehobene Modul.
Hinter der bescheiden wirkenden Beschreibung versteckt sich Explosives. Das Modul bringt einen „frei programmierbaren“ Transciever mit, der das Ansteuern externer Sensoren und das Abernten der in ihnen enthaltenen Informationen ermöglicht.
Das Standpersonal betonte dabei mehrfach die Möglichkeit, „beliebige“ Modulationsschemata implementieren zu können – neben einfachen Verfahren wie FSK sprach man explizit davon, es „so kompliziert wie gewünscht angehen“ zu können.
U-Blox – Lebenserleichterungen geplant
Im Hause U-Blox mag man mit dem Herausgeben von E-Mail-Adressen für Kundensupport Probleme haben – der Probleme der Kunden ist man sich indes durchaus bewusst.
Zu beachten ist auch ein in Zusammenarbeit mit NXP gefertigtes Evaluationsboard, das dank eines mikroE-Steckers das Experimentieren mit hauseigenen Modulen erleichtern soll.
Neue Module gab es auch: auffällig ist der Trend, möglichst kleine Produkte anzubieten.
QuecTel – mit Druck und Thermik.
Im Hause QuecTel gibt es mehrere Neuigkeiten – so gibt es beispielsweise mit dem BG95-S5 eine Pinout-kompatible Variante des Evergreens BG95, die zur Satelliten-Kommunikation per NTN befähigt ist.
Außerdem gibt es natürlich auch eine ganze Plethora weiterer Funkmodule – besonders interessant ist das IDP, das auf den proprietären Inmarsat-Standards gesetzt.
Interessant ist außerdem, dass man im Hause QuecTel einen Tjost mit Qualcomm nicht scheut. Der WLAN-Chiphersteller RealTek ist seit einiger Zeit in der Lage, Chipsätze mit industriellem Temperaturbereich anzubieten – QuecTel möchte diese schnellstmöglich einsetzen, auch um Qualcomm zur Senkung der Preise zu animieren.
Interessant ist außerdem die „Weiterentwicklung“ im Bereich der Kombimodule, die ein SOC für die Ausführung von Android mit einem Funkmodul kombinieren. Im absoluten High End-Bereich gibt es nun neue Modulvarianten, die den Android-Chipsatz „exponieren“.
Sinn dieser auf den ersten Blick widersinnigen Vorgehensweise ist, dass ein Kühlkörper so direkter am SOC andocken kann, was das Termal Management erleichtert.
Im Bereich der RedCap-Module plant man dabei Ähnliches: in naher Zukunft sollen Commercial Samples mit einem auf einem Qualcomm-Chipsatz basierenden Modul verfügbar werden. Langfristig plant man, auch Chipsätze aus dem Hause MediaTek heranzuziehen.
Zu guter Letzt betonte man die Verfügbarkeit von „Design Services“. Während die meisten Hersteller von Funkmodulen mittlerweile Gerber Reviews und Co. anbieten, geht man bei QuecTel in diesem Bereich einen Schritt weiter – auf Wunsch ist man sogar gewillt, dem Kunden eine komplette Lösung, also inklusive Design von Sensoren, HMI und Co. samt der dazugehörenden Cloud-Infrastruktur zu stellen. Wie andere Ingenieurbüros auf dieses Auftreten eines neuen unerwünschten Konkurrenten reagieren, wird – wie so oft – die Zeit weisen.
FiboCom – mit der Plattform zum Erfolg
FiboCom war erfolgreich: das hauseigene 5G-Modul bekam einen Preis des Messeveranstalters.
Interessant ist auch das Konzept einer vollwertigen IoT-Plattform, die in Form eines intelligenten Rasenmähers demonstriert wurde.
SimComm – RedCap und Cat1.BIS
Das einst für seine 2G-Module berühmt gewordene Unternehmen zeigte ebenfalls einige neue Module, die verschiedene IoT-Funkstandards implementierten.
MEIG – Android is Us
Zu guter Letzt verdient auch MEIG eine kurze Erwähnung. Das dem Autor erstmals aufgefallene Unternehmen bietet fast nur “Smart Modules” an, die neben dem eigentlichen Funkmodul auch die zur Ausführung von Android notwendige Logik stellen.
Sierra bzw SemTech
Die Zusammenarbeit zwischen Sierra und SemTech läuft gut an – man plant ebenfalls Neumodule.
WirePas – neuer Meshdienst 5G Mesh ist public
WirePas bietet seit langer Zeit LPWAN-Meshnetzwerktechnik an. Mit 5G Mesh steht nun ein neues Meshverfahren am Start, das im 1.9GHz-Band arbeitet.
Als Chipsatz verwendet man im Hause Wirepas Nordic, spezifischerweise verschiedene Module der nRF91-Klasse.
GlobalStar: Satellitenkonnektivität und Funkmodul aus einer Hand.
Interessant ist das Angebot von Global Star – das Unternehmen betreibt selbst Satelliten, entwickeln aber auch Chipsätze und sogar fertige „Funkmodule“.
Wie im Fall vieler andere Anbieter von Satelliteninternet zeigte man sich auch bei GlobalStar im Bezug auf die Bepreisung zugeknöpft. Selbst bei mehrfacher Nachfrage sprach man lediglich davon, dass pro Paket nur 9 Bytes übertragen werden können – was die Chose kostet, ließ man offen.
O2 – Vereinheitlichung der Methoden der Satelliten-Kommunikation.
Am Stand von Telefonica (vulgo O2) konnten sich Teilnehmer eine – vergleichsweise detaillierte – Präsentation ansehen, die die verschiedenen Arten des Satelliten-Datenaustauschs detailliert durchdeklinierte.
Bild.
Ziel der O2 ist dabei das Anbieten einer „einheitlichen Oberfläche“ – für den Server des Kunden soll es egal sein, ob die angelieferten Informationen über des Satelliten- oder das gewöhnliche NB-IoT-Interface angeliefert werden.
Im Bereich der Preise zeigte man sich etwas kommunikativer. Spezifischerweise möchte man günstiger sein als die Deutsche Telekom – diese hatte vor einiger Zeit angekündigt, € 0,90 pro Kilobyte an übertragenem Datenvolumen nehmen zu wollen.
In eigener Sache.
Die Live-Berichterstattung der Embedded World endet nun, weil dies der dritte und letzte Messetag war – am Stand von OEMSecrets wurden übrigens 60 Bierfässer an durstige Ingenieure verteilt.
Im Rahmen der Messe gab es verschiedenste Ankündigungen von der Renesas-MCU bis zu innovativen Steckverbindern und verbesserten passiven Komponenten. Entweder morgen oder übermorgen folgt ein „Round-up“ mit zusätzlichen Neuerungen.
Schon jetzt bedankt sich der News-Autor allerdings für Aufmerksamkeit und Vertrauen und möchte sich explizit nochmals den Fehler mit dem Datum am ersten Tag entschuldigen.
Zuerst erschienen bei Mikrocontroller.net News
Quelle: Read More