Der erste Tag der EmbeddedWorld 2024 liegt hinter uns. Die Chipindustrie präsentiert sich wenig ankündigungsfreudig, TI verkündete auf Anfrage, auf dieser Messe nichts Neues zeigen zu wollen. GigaDevice lanciert den GD32F5, Synaptics steigt ins Mikrocontrollergeschäft ein und auch die Raspberry Pi Foundation zeigt Neues. Hier eine Liste einiger Neuigkeiten und interessanter Gelegenheiten.
Qualcomm – Industrieplattform ante portas
Im Hause QualComm plant man, bald eine erste für den Industrieeinsatz vorgesehene Plattform anzubieten (lies: erweiterter Temperaturbereich und ECC). Eine Ankündigung ist hier für Juni geplant. Außerdem betonte man den Erwerb von Foundries. Dabei handelt es sich um ein System, das den gesamten Lebenszyklus (Stichwort Updates) eines Embedded Linux abdecken kann – dass man das geupstreamte Qualcomm Linux bevorzugt, sollte aus der Logik folgen.
GigaDevice GD32F5 – Hochleistungsmikrocontroller mit Cortex-M33-Kern
Im Hause GigaDevice gab es Zuwachs bei den Mikrocontrollern – neu ist der in der Abbildung gezeigte GF32F5. Der Fokus liegt hier auf hoher Rechenleistung und bis zu 7MB Flashspeicher. Für die Grafik steht wie immer Segger emWin zur Verfügung.
Bildquelle: https://www.gigadevice.com/about/news-and-event/news/gigadevice-launches-gd32f5-series-mcu
Zu den Peripheriegeräten vermeldet man folgendes:
1
For ease of use, GD32 has introduced the new Security Boot and Update software platform, offering secure booting, secure upgrading, secure communication, and software solutions. Users can conduct secondary development based on their specific requirements. The GD32F5 MCU series also supports system–level IEC61508 SIL2 functional safety standards, providing a complete Safety Package including a Safety Manual, FMEDA, and a self–test library, among other functional safety materials.
2
The high–performance GD32F5 MCU series integrates a wealth of general–purpose peripheral resources, including eight U(S)ARTs, six I2C interfaces, six SPI interfaces, two I2S interfaces, and one SDIO interface. It is equipped with a USB2.0 OTG interface that supports both Full Speed and High–Speed modes. Additionally, it integrates two channels of CAN–FD controllers and one Ethernet interface to meet the requirements of industrial control networking and communication applications.
3
The high–performance GD32F5 MCU series operates on 1.71V to 3.6V power supply and features two 32–bit general–purpose timers, eight 16–bit general–purpose timers, two 16–bit basic timers, and two PWM advanced timers. It also supports three 12–bit ADCs, two DACs, and other high–precision analog peripherals to meet the requirements of motor frequency conversion, industrial control, and other application scenarios.
Am Stand war der Kern mit zwei Demos vertreten, die unsere Abbildungen zeigen. Die eine betonte dabei die hohe Grafikleistung, die andere die FOTA-Fähigkeit.
Bildquelle wo nicht angegeben: Tam HANNA
Synaptics lanciert MPUs mit AI-Fokus, MCUs folgen baldigst
Im Mikrocontrollerbereich gibt es einen wirklich neuen Spieler: das bisher vor allem für Touchpads bekannte Unternehmen Synaptics plant, sowohl MCUs als auch MPUs anzubieten. Einsstiegsmotivation ist dabei, dass man sich hausintern seit fast acht Jahren mit AI auseinandersetzt (Stichwort Palm Rejection beim Touchpad) und diese Kompetenz, sowohl in Sachen Hardware als auch Software, allgemein verfügbar machen will. Ziel ist dabei das Offerieren von MCUs und MPUs, die beide auf ARM-Kernen basieren.
Mit Astra bzw der dazugehörenden und um 250USD erhältlichen Machina-Plattform lanciert man MPUs, die für den Betrieb mit Linux oder Android (!) vorgesehen sind. Die eigentlichen SL-MPUs kommen als Tochterplatine, Datenblätter gibt es unter https://www.synaptics.com/products/embedded-processors.
Fast noch relevanter ist der SR, den wir als SR110 zeigen können. Die auf einem Cortex-M55-Kern basierende MCU bringt einen Hilfskern aus der U-Serie mit, der AI-Jobs beschleunigt. Anfangs kommt Keil MDK als IDE zum Einsatz, langfristig ist eine auf GCC basierende quelloffene Toolchain geplant.
Als Demo zeigte man übrigens eine Inferenzapplikation, die unter https://www.instagram.com/tam.hanna/reel/C5jc3HqLVhW/ als Video sichtbar ist.
STMicroelectronics STM32U0 wird allgemein verfügbar, Fokus auf Energiesparen
STMicroelectronics betonte ebenfalls, alle Pressemitteilungen schon vor der EmbeddedWorld versendet zu haben. Der Fokus der Demos am Stand lag am “Verteilen” der Boards an die Teilnehmerschaft – eines der meistverteilten Produkte basierte auf dem STM32U0.
Aus der Art der Vorstellung des (an sich bekannten) U5 lässt sich ableiten, dass STM die Zukunft – vor Allem – im Bereich Energiesparen bzw dem Anbieten von sehr energiesparenden MCUs sieht.
Zu guter Letzt gab es einige Demostände zum STM32MP2, dessen Grafik- und Linux-Leistung hervorgehoben wurden. Die Demoboards hierzu wurden unter der Hand verteilt und fanden vor allem bei Kaffeemaschinenherstellern rasenden Absatz.
Espressif – P4 öffentlich gezeigt
Fokus des Stands von Espressif sollte das Zeigen des P4 sein, der – als Erstling – kein Funkmodul mitbrachte. In der Praxis gab es indes nur das in der Abbildung gezeigte Die zu sehen; Demos gab es keine nennenswerten.
Epson – Piezosummer als Lautsprecher, Memorydisplays mit effizientem Treiber
Im Hause Epson baut man nicht nur Drucker, sondern auch Halbleiter. Erstens gibt es einen Spezialaudiochip, der Piezosummern verständliche Sprache entlockt – Sinn davon ist das Einsparen von Kosten und Energie.
Zweitens zeigt man Ansteuerungsschaltungen für Memorydisplays: dabei handelt es sich um eine energiesparende Abart des transflektiven Displays, das ohne Hintergrundbeleuchtung auskommt.
Zu guter Letzt noch liebe Grüße an einen Leser vom Epson-Stand!
Bosch , Honey, I shrunk the sensor
Am Stand von Bosch hätte die dicke Anna trotz Boot keine Freude – mit dem BMA530 schickt man einen nur 1.2×0.8×0.55mm kleines Accelerometer ins Rennen.
Mit dem BHI360 plant man einen Sensor Fusion-Controller, während PM2.5 und BME690 für die Überwachung der Luftqualität vorgesehen sind.
MPS – TMR-Stromsensoren im Zulauf, Modul voran!
Im Hause MPS arbeitet man erstens daran, die bisher auf dem Hall-Prinzip basierenden Stromsensoren auf TMR umzustellen. Zum Zeitpunkt der Drucklegung sprach man allerdings lediglich davon, dies zu planen – konkrete Chips gab es noch nicht zu sehen.
Der im letzten Jahr gestartete Trend in Richtung von Modulen mit integriertem Induktor setzt sich indes fort – nun erreichen die Module bis zu 100A (!!!) Ausgangsstrom und sind teilweise isolierend. Als Vorteil betont MPS dabei übrigens explizit auch das Wegfallen des Aufwands für das (bei höheren Arbeitsfrequenzen immer anspruchsvoller werdende) PCB-Design.
FPGAs – Altera wird ausgegliedert, gibt Langlebigkeitsgarantie und schickt neuen Midrange-FPGA ins Rennen
Mit dem Agilex 5 plant man im Hause Altera – die Ausgliederung aus Intel ist laut der CEO nun beschlossene Sache – einen neuen FPGA, der diverse häufig benötigte Blöcke als fix angelegt (auf FPGAisch als hardened bezeichnet) mitbringt. Spezifischerweise erstens einen DSP mit AI-Instruktionen und zweitens je zwei A76- und zwei A55-Kerne.
Vorteil gegenüber aus Verilog beschworenen Komponenten ist dabei erstens der geringere Stromverbrauch, zweitens die höhere Arbeitsgeschwindigkeit und drittens das Freibleiben von beschwörbaren Gattern.
Der Chip soll dabei auf Fabricebene bis zu 600 MHz Takt aushalten, was bei 4K-Video eine Einzelpixel-Pipeline erlaubt – für 8K ist dann logischerweise das Gruppieren von 2×2 Pixeln erforderlich.
Außerdem versprach das Standpersonal für einige ältere Technologien bzw FPGA-Serien Unterstützung bis 2040 – spezifischerweise für die Cyclone- und die MAX10-Serie.
FPGAs, 2 – AMD lanciert AI-FPGA
Im Hause AMD bietet man mit Versal 2 einen FPGA an, der noch mehr vorgefertigte Funktionseinheiten mitbringt und im AI-Bereich eine “Komplettlösung” darstellen soll.
Sinn ist dabei die “Komplettabdeckung” der Bedürfnisse von Anwendungen im Bereich ML.
Raspberry Pi AI Camera und M2-HAT
Am Stand der Raspberry Pi Foundation zeigte man mit der PI AI Camera ein Kameramodul für die hauseigene Prozessrechnerfamilie, das dank Nutzung eines mit einem AI-Beschleunigers ausgestatteten Sensors aus dem Hause Sony kinectartige Skelettierung und Objekterkennung auch auf extrem alten Raspberry Pi-Varianten ermöglicht.
Der Autor arbeitet gerade an einem Video zum Thema, das im morgigen Newsroundup unterkommt.
Außerdem gab es einen “Sneak Peek” des hauseigenen M2-Hats.
Kostenloses – Verpflegung
Wer auf der Suche nach Getränken ist, wird wie immer bei OEMSecrets mit Bier und Cola versorgt. Für den 10. ist außerdem eine Standparty geplant.
Am Stand der OSADL gibt es wie immer frisch gepressten Orangensaft, am heutigen Tage wurden mehr als 200KG an Orangen verarbeitet. Kostenlosen Kaffee in sehr lustiger Darbietungsform praesentieren derweil Kamitronix und Mouser am Mouser-Stand.
Kostenloses – Boards
STMicroelectronics verteilt Evaluationsboards fuer den weiter oben erwähnten STM32, wenn man dem diensthabenden Ingenieur eine intelligente Frage stellt.
Wer lieber einen ESP32-S3 sein Eigen nennen möchte, muss an der Schnitzeljagd von Elektor teilnehmen – nach dem Einsammeln des Teilnahmeformulars am Elektorstand (dort gibt es auch kostenlose deutsche und englische Ausgaben) muss man es zum Espressif-Stand bringen.
Den Vogel schiesst man im Hause Digikey ab. Ein zweistufiges Giveaway (QR-Code scannen, Email abwarten, Email zeigen) bietet eine zufaellige Auswahl aus den folgenden Platinen, leider ist es nicht möglich, aus der Liste frei zu wählen:
Wer einen RP2040 haben will, muss am Stand von OEMSecrets ein Formular zum Start einer Schnitzeljagd beziehen.
Kostenloses – Sonstiges
An diversen Eingängen verteilt die Messe Nürnberg diverse T-Shirts, die es dieses Jahr sowohl in schwarzem als auch in weissem Design gibt. Sowohl bei Mouser als auch bei DigiKey gibt es ausserdem Multitools zu gewinnen. Tassen gibt es am Stand des JVM-Spezialisten AZUL.
In eigener Sache – meldet euch!
Wie immer: wer den Newsaffen sieht, soll Laut geben! Für Tippfehler sei in Anbetracht der Zeit um Verzeihung gebeten. Funk-MCUs folgen ebenfalls im Folgeartikel.
Zuerst erschienen bei Mikrocontroller.net News
Quelle: Read More