Nach vielfachem Leserwunsch beginnt dieser Artikel mit einem wahren Klassiker aus der Geschichte von mikrocontroller.net. Trotzdem gibt es höchst relevante Neuerungen auf der dreissigsten Ausgabe der Messe, die nach vorläufiger Zählung fast 30000 Besucher beskillen durfte.
Weniger Standfläche, fehlende Top-Aussteller
Wie anhand der gezeigten Hallenpläne klar ersichtlich, reduzierte sich die Amper vom Umfang her. Nun sind nur noch zwei Hallen des futuristisch anmutenden Messegeländes zu Brünn bewohnt.
(Bildquelle, alle: Autor)
Verlustig ging TerInvest auch einiger klassischer Aussteller: der Lötwerkzeughersteller ERSA und Hellerman Tyton skillten ihre Mitarbeiter anderswo, und waren nicht mehr vor Ort anzutreffen.
Neue Werkzeuge für Abisolation und mehr
Die Werkzeughersteller blieben im Allgemeinen erhalten, reduzierten teilweise aber ihre Standfläche oder stellten den Verkauf von Messesonderangeboten ein. Am Stand von WIHA gab es die in der Abbildung gezeigten Neuerungen zu bestaunen.
Die Zange ist dabei ein extremes Multifunktionswerkzeug, das mit leichtem Gepäck reisenden Elektronikern das Mitschleppen großer Mengen von Werkzeug ersparen soll. Beim Mini-Akkuschrauber handelt es sich um eine stärker motorisierte Variante des bereits bekannten Produkts.
Auch am Stand von Weicon gab es Neuerungen. Erstens eine neue Version des Abisoliergeräts, das erstens längere Streifen abisolieren kann und zweitens einen bequemeren Griff aufweist. Neuerung Nummero zwei, derzeit noch nur als Prototyp zu sehen, war ein Abisoliermesser für Flachbandkabel (siehe hierzu auch das Video unter https://www.instagram.com/tam.hanna/reel/C4yLG6AtLZ0/?hl=hu),
Fischer Elektronik: neue Gehäuse und Kühlkörper, SamacSys-Integration und DigiKey-Partnerschaft geplant
Fischer Elektronik reduzierte seine Standfläche nicht wesentlich, und begrüßte die Besucherschaft mit verschiedensten elektrisierenden Neuerungen. Erstens steht das gezeigte Gehäuse zur Verfügung, das – neben hochwertiger Haptik – auch mit einem kleinen Sonderaspekt aufwartet. Beim Installiert-Sein der Anti-Rutsch-Elemente sind von Außen keinerlei Schrauben sichtbar.
Im Bereich der Kühlkörper entfernt sich Fischer von seinem inoffiziellen Vorbild Iwan Lokomofeilowitsch, und setzt stattdessen auf das Zusammenlöten von Formteilen. Sinn davon ist höhere Flexibilität.
Die elektrisierendste Neuerung betrifft allerdings den Vertrieb. Erstens ist eine Partnerschaft mit DigiKey geplant, um “keine Anpassung benötigende” Bauteile direkt und ohne Belastung des hauseigenen Vertriebsteams unbürokratisch an den Entwickler zu bringen.
Angemerkt sei, dass sich Fischer in diesem Bereich in der Vergangenheit extrem großzügig erwies – eine Kollegin des Autors bekam von ihrem Fischer-Vertreter beispielsweise eine Kleinstmenge von RS232-Steckverbindern für ihre CNC-Fräse einfach so als Sample geschenkt.
Neuerung Nummero zwei ist eine Zusammenarbeit mit dem hinter SamacSys stehenden Unternehmen. Die Footprints der hauseigenen Bauteilfamilien sollen so “zentral” vorgehalten werden, um die Einbindung in IBF Target, Altium und Co zu erleichtern.
Freie Bahn für Charles Darwin
Der in der Vergangenheit für seine passiv-aggressiven und auf die Nichtessbarkeit von Ferritkernen hinweisende Hersteller hat aufgegeben. Fortan findet sich keine Warnung mehr neben den Ferriten; diese sind nach wie vor nicht essbar.
ScienScope – halbautomatische Bauteilverwaltung
ScienScope – das Unternehmen ist normalerweise für Röntgeninspektion von Bauteilen bekannt – wandelt nun auf den Spuren von ReelFinder. Das in der Abbildung gezeigte System verfolgt Komponentenreels “optisch”. Anders als der ReelFinder erfolgt das Erfassen der einzelnen Bauteile über einen manuellen Barcodereader, der auf der Oberseite der Apparatur sichtbar ist.
Die optischen Sensoren markieren alle ohne Scanvorgang berührten Reel-Slots dann durch Aktivieren einer roten LED. Auf diese Art und Weise ist der Bediener darüber informiert, dass die sich dort befindlichen Komponenten nicht mehr getracked sind.
Der Trend geht zum Spezialisten
Auffällig ist, dass die TerInvest diesmal größere Mengen von Spezialistenfirmen, insbesondere aus Fernost, anwerben konnte. Neben einem guten Dutzend Platinenherstellern fand sich auch ein Unternehmen, das auf Transistoren und andere “allgemeine Halbleiterbauteile” spezialisiert war.
Hersteller von Kabelwicklern waren ebenfalls einige vertreten; auch wer auf der Suche nach einem Fertiger von Spezialkabeln auf die Amper kam, wurde nicht enttäuscht.
Geierflohmarkt für Jedermann
Der eigentlich für technische Fachbücher bekannte tschechische Verlag BEN betreibt mit Hezky Den (siehe http://www.hezkyden.cz/) seit einiger Zeit eine Art Geierflohmarkt für alles, was das Herz des Elektronikers begehrt. Auf der Amper ist man traditionell vertreten – wichtig lediglich, dass der Stand nur Bargeld akzeptiert.
Universitäten im Blick
Wie immer: wer an einer tschechischen oder slowakischen Universität zu studieren gedenkt, sollte die Amper beehren. So gut wie alle relevanten technischen Institute sind mit einem Stand vertreten und bieten so Gelegenheit, mit den Studenten “unter der Hand” zu sprechen.
Retro, Retro überall
Lob verdient die TerInvest für das Betonen von Retro-Technik: neben dem Amateurfunkverband war auch das technische Museum Brno vor Ort.
Am Stand von Tesla Stropkov gab es derweil eine Auswahl klassischer Telefone aus der Sovietzeit zu bewundern.
Fazit und Zusammenfassung
In vielerlei Hinsicht steht die Amper an einem Scheidepunkt: die (massiven und ärgerlichen) Organisationsprobleme entstanden durch die Verkleinerung systemimmanent und sind der TerInvest nur sehr teilweise anzukreiden. Andererseits ist unklar, wieso ausgerechnet zum 30. Jubiläum auf die dritte Halle verzichtet wurde – schade.
Der Autor hofft auf jeden Fall, dass in den nächsten Jahren eine Stabilisierung erreicht wird – die Öffnung in Richtung Halbleiter und Platinenhersteller ist auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung.
Zuerst erschienen bei Mikrocontroller.net News
Quelle: Read More