Azure RTOS geht an Eclipse Foundation, neue Mikrocontroller und vieles andere mehr

Microsofts von ExpressLogic erworbenes Echtzeitbetriebssystem ist bald unter der MIT-Lizenz verfügbar. STMicroelectronics bringt einen neuen Funk-Mikrocontroller, während Renesas einen auf A/D-Aufgaben RX-Kern präsentiert. Was es sonst an Neuerungen gibt, klärt dieser Roundup.

Microsoft: Azure RTOS ab sofort Eclipse-Projekt.

Spätestens seit der Übernahme von Real Time Engineers durch Amazon gilt, dass der bestakzeptable Preis für ein Echtzeitbetriebssystem per Definitionem bei null Euro liegt. Microsoft geht mit dem einst als ThreadX bezeichneten System einen Schritt weiter – in der unter https://techcommunity.microsoft.com/t5/internet-of-things-blog/microsoft-contributes-azure-rtos-to-open-source/ba-p/3986318 bereitstehenden Ankündigung vermeldet man, dass man für die „Verwaltung“ des Produkts fortan auf die Eclipse Foundation zurückgreift.
Dabei handelt es sich um eine einst aus der Eclipse-IDE hervorgegangene Gesellschaft, die sich seit langer Zeit als „generischer“ Anbieter von Governance für alle Arten von Open Source-Projekten generiert.

Bildquelle: Microsoft

Interessant ist, dass die MIT-Lizenzierung nicht nur für den Betriebssystemkern selbst gelten soll. In der Ankündigung vermeldet Microsoft stattdessen nach folgendem Schema, auch weitere Komponenten freigeben zu wollen:

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Starting Q1 2024, Eclipse ThreadX project will be available under the MIT license and accessible from Eclipse ThreadX site including ThreadX, NetX Duo, FileX, GUIX, USBX, LevelX and the related tooling and documentation. Microsoft will provide the project with the most recent certifications to enable the continuity of safety and security certified releases.

Richtig interessant ist, dass das als „Nachfolgeprojekt“ von Azure RTOS entstandene PX5 in Microsofts Pressemitteilung ebenfalls vorkommt. Quixotisch wird die Situation dadurch, dass man der „neuen Lütte der Konkurrenz“ explizit alles Gute wünscht:

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This represents an exciting evolutionally step forward for ThreadX and the embedded industry, said William Lamie, president of PX5. This generous contribution by Microsoft makes one of the best commercial RTOS free for all developers to use. We fully support the Eclipse Foundation in this new endeavor.

Wuerth: Zephyr-Treiber für hauseigene MEMS-Sensoren.

Der Fokus des quelloffenen Echtzeitbetriebssystems der Linux Foundation liegt seit einiger Zeit auf dem Anbieten schlüsselfertiger Treiber. Sinn ist die Erleichterung des Bring-Ups.
Mit Wuerth Elektronik können sich die Linuxianer eines neuen Partners freuen. Eine vor wenigen Stunden herausgegebene Pressemitteilung enthält die folgende Ankündigung, die engere Kooperation im Bereich der MEMS-Sensoren antizipiert:

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Würth Elektronik is also focusing on IoT applications with its portfolio of MEMS sensors. Zephyr OS the microcontroller operating system from the Linux Foundation now includes the corresponding drivers. The new application note ANR034 (www.weonline.com/ANR034) from Würth Elektronik provides instructions on how to integrate a sensor into the terminal device software in just a few steps.

STMicroelectronics: STM32WB-Variante für das ISM-Band.

STMicroelectronics erspart Nutzern der hauseigenen Funkmodule seit einiger Zeit die einst beim BlueNRG (siehe https://www.youtube.com/watch?v=EKxAVufqDVY) notwendigen grausamen und / oder ungewöhnlichen Programmierpraktiken: die neuen Funkmodul-Varianten sind vollständig in den grafischen Codegenerator Cube integriert.

Bildquelle: STMicroelectronics

Mit dem STM32WL3 schickt STMicroelectronics eine neue Variante der Chips ins Rennen, die auf lizenzfreie Funktechnologien in den ISM-Bändern optimiert ist.
In der offiziellen Ankündigung der für Smart Meter und Co. vorgesehene Chips findet sich folgende Aussage:

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Die reichweitenstarke Funkeinheit der STM32WL3MCUs nutzt die international ausgewiesenen, lizenzfreien Frequenzbänder von 413 MHz bis 479 MHz sowie von 826 MHz bis 958 MHz. Unterstützung für 169 MHz folgt im Jahr 2024.

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Die Funkeinheit bietet Support für mehrere Protokolle und Modulationsverfahren. Neben 4(G)FSK bis 600 kbit/s werden 2(G)FSK, (G)MSK, DBPSK, DSSS, OOK und ASK unterstützt, um ein Maximum an Vielseitigkeit zu erreichen und das Deployment zu vereinfachen.

Muster der Neulinge möchte STMicroelectronics ab sofort über sein Feldingenieur-Team verteilen; technische Informationen warten unter https://www.st.com/en/microcontrollers-microprocessors/stm32wl3x.html?icmp=tt36170_gl_pron_nov2023. Zur Bepreisung der Module – eine OEMSecrets-Suche liefert via https://www.oemsecrets.com/compare/STM32WL3 derzeit noch keine bepreisten Ergebnisse – findet sich in der Pressemitteilung folgendes:

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Die Preise beginnen bei 2,04 USDollar (ab 10.000 Stück). Die Preise für größere Stückzahlen erfahren Sie bei Ihrer zuständigen STVertriebsniederlassung. Evaluation Kits werden in Kürze ebenfalls angeboten werden.

Renesas RX23E-B B: RXV2-Prozessor mit verbessertem Analogfrontend

Renesas arbeitet daran, seine RX-Prozessoren als „GoTo-Lösung“ für Aufgaben der Signalerfassung zu platzieren.

Bildquelle: Renesas

Neu ist nun ein Baustein, bei dem die Japaner den Fokus auf die Implementierung eines leistungsfähigen analogen Frontends legen:

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The new MCU integrates a 24bit DeltaSigma A/D converter capable of achieving a conversion speed of up to 125 kSPS (125,000 samples/second)

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combines the AFE into a single chip using the same fabrication process. It offers new peripheral functions such as a 16bit D/A converter, which enables measurement adjustments, selfdiagnosis, and analog signal output. The devices +/-10V analog input enables +/-10V measurement with a 5V power supply without requiring external components or additional power supply. An LCD controller with a maximum of 40 SEG x 4 COM and a realtime clock (RTC) function are also included.

Sonst bleibt bei diesem Kern alles beim Alten – über die „Leistungsfähigkeit des Hauptkerns“ findet sich in der Pressemeldung lediglich die folgende, wenig Neuigkeiten vermeldende Ankündigung:

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Similar to the RX23EA, the RX23EB incorporates a 32MHz RXv2based CPU with digital signal processing (DSP) instructions and a floating point unit (FPU),

Der sowohl im BGA-als auch im QFN-Gehäuse verfügbare Baustein soll ab sofort verfügbar sein; unter der URL https://www.renesas.com/eu/en/products/microcontrollers-microprocessors/rx-32-bit-performance-efficiency-mcus/rx23e-b-32-bit-microcontroller-integrated-24-bit-delta-sigma-ad-converter-125ksps finden sich weitere Informationen und ein Evaluationsboard. Der OEMSecrets-Bestpreis für das Low-End-Modell beträgt derzeit (siehe https://www.oemsecrets.com/compare/R5F523E5BDFL) 8 EUR in 2000er-Stückzahlen.

Bildquelle: OEMSecrets

STMicroelectronics: Evaluationsboards für Qi-Ladegeräte und zur Leistungsmessung.

Schlüsselfertige Evaluationsboards ermöglichen eine wesentliche Beschleunigung der Inbetriebnahme von Schaltungen: in manchen Fällen gilt, dass die Produkte auch „einfach so“ als Standalone-Produkt oder Modul taugen.
Interessanter Kandidat Nummer eins ist das in der Abbildung gezeigte STEVAL-DIGAFEV1, das einen der mit einem I3C-Interface ausgestatteten Stromsensor-ICs in einer bequemen Form zur Verfügung stellt.

Bildquelle: STMicroelectronics.

Zu beachten ist, dass mit STSW-DIGAFEV1GUI eine „vollgrafische“ Software für den Einsatz als Messgerät zur Verfügung steht.

Kombination Nummero zwei ist die Kombination aus STEVAL-WLC38RX und STEVAL-WBC86TX., die gemeinsam ein Qi-Ladegerät realisiert.

Bildquelle: STMicroelectronics.

TensorFlow für Linux mit automatischer Installation der CUDA-Bibliotheken.

Dass AI-Anwendungen ohne GPU-Beschleunigung nur vergleichsweise wenig Spaß machen, wollen wir an dieser Stelle als gegeben bzw. bekannt annehmen. Leider ist das „Deployment“ von Grafiktreiber und Co. unter Linux eine traditionell vergleichsweise haarige Aufgabe.
Hackster berichtet nun über eine neue Version von TensorFlow, die die Einrichtung einer hardwarebeschleunigen Pipeline unter Linux wesentlich erleichtert. Sofern die CUDA-Treiber bereits vorinstalliert sind, soll sich die neue Variante automatisch um das Herunterladen von zur Beschleunigung befähigten Bibliotheksvarianten kümmern:

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“The tensorflow pip package has a new, optional installation method for Linux that installs necessary NVIDIA CUDA libraries through pip,”

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via https://www.hackster.io/news/tensorflow-2-15-is-faster-brings-new-one-shot-installer-for-nvidia-cuda-acceleration-on-linux-ff6633eb6c4d

Vier neue Profile für EtherCat

Der Feldbus EtherCat feierte „kürzlich“ sein 20-jähriges Bestehen – zur Feier wurde unter anderem der in der Abbildung gezeigte Grafik veröffentlicht, die einen „zeitlichen Überblick“ über die Entwicklung des Standards gibt.

Bildquelle: EtherCat.

Neben der – nicht nur – historischen Grafik ist gibt es auch die Ankündigung von vier neuen Geräteprofilen. Spezifischerweise stehen nun auch die folgenden Spezifikationen schlüsselfertig zur Verfügung:

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Im Rahmen des kürzlich abgehaltenen 24. Treffens wurden weitere vier Profilspezifikationen verabschiedet und damit die Arbeit der entsprechenden Task Groups erfolgreich zum Abschluss gebracht: Profile für Liquid Flow Controller, für TemperaturSensoren für WaferBearbeitungskammern; für Sensoren für die Spannungs und StromfrequenzAnalyse, sowie für spezielle Prozesssteuerungsventile.

Architekturaler Vergleich der Assemblersprachen von RISC/V und ARM

Für an Compilerbau oder Assemblerprogrammierung im Allgemeinen interessierte Personen ist das Paper An Empirical Comparison of the RISC-V and AArch64 Instruction interessant, weil es einen „Vergleich“ zwischen der inneren Struktur der von den Architekturen verwendeten Assemblersprachen vornimmt.
Zum Zeitpunkt der Drucklegung dieses Artikels steht das Paper unter der URL https://dl.acm.org/doi/pdf/10.1145/3624062.3624233 zum Download bereit.

Embedded Online Conference: kostenlose Teilnahme.

Zu guter Letzt sei noch darauf hingewiesen, dass die normalerweise kostenpflichtige Online-Konference aus dem Hause Jacob Beningo derzeit zur kostenlosen Teilnahme zur Verfügung steht.

Wer die Aufnahme der (hochkarätigen) Vorträge ansehen möchte, kann sich unter der URL https://www.iotonlineconference.com/ mit dem Discount-Code OEMSECRETS anmelden.

Zuerst erschienen bei Mikrocontroller.net News

Quelle: Read More