Zum Monatsende gibt es Nachrichten aus der RISC/V-Welt: die quelloffene ISA ist vom Mikrocontroller über den FPGA bis zu Android am Vormarsch. Renesas liefert derweil einen Cortex M85-Mikrocontroller, während Microsoft Windows CE ins Altenteil schickt.
RISC/V: Android-Port und Kongress ante Portas.
Im Bereich der quelloffenen Mikrocontroller-Architektur gibt es mehrere Neuigkeiten.
Erstens kündigt Google nun an, dass die (seit einiger Zeit laufenden) Arbeiten an der Android-Portierung für die quelloffene ISA erste Ergebnisse liefern.
Spezifischerweise gibt es ab sofort Basis-Images, die in virtuellen Maschinen das „Anwerfen“ einer RISC-V-Variante von Android ermöglichen. Zum Zeitpunkt der Abfassung dieses Artikels gilt allerdings, dass der Funktionsumfang noch vergleichsweise ärmlich ausfällt:
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At this time, these patches will support building and running a basic Android Open Source Project experience, but are not yet fully optimized. For example, work on a fully optimized backend for the Android Runtime (ART) is still a work in progress. Additionally, AOSP, our external projects, and compilers haven’t generated fully optimized, reduced code that also takes advantage of the latest ratified extensions, such as the one for vectors. However, we believe that it is ready to allow experimentation and collaboration.
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–via https://opensource.googleblog.com/2023/10/android-and-risc-v-what-you-need-to-know.html
Außerdem steht der RISC/V Summit ante Portas. Verschiedenste Unternehmen von Canonical bis GigaDevice haben ihre Teilnahme zugesagt – wer sich selbst anmelden möchte und in Santa Clara ist, kann dies unter der URL https://events.linuxfoundation.org/riscv-summit/ tun.
Bildquelle: https://events.linuxfoundation.org/riscv-summit/
RISC/V-Emulator ermöglicht Scratch das Booten von Linux.
Der vergleichsweise „simple“ Aufbau einer grundlegenden RISC-V-ISA animiert Entwickler seit jeher zur Nutzung von Emulatoren. Im Zusammenspiel mit der immer besser werdenden Unterstützung im Linux-Kernel ist es – in der Theorie, aber auch in der Praxis – möglich, diese Emulatoren zur Ausführung von Linux heranzuziehen.
Das wohl „wahnsinnigste“ Projekt steht unter der URL https://scratch.mit.edu/projects/892602496
bereit. Es nutzt einen für die Programmiersprache Scratch (das blockbasierte System) optimierten RISC-V-Emulator, um Linux zu starten.
Bildquelle: Autor.
Neben der extrem langen Startzeit findet sich auf der Webseite folgende Beschreibung:
A real build of the Linux 6.1.14 kernel running in pure scratch code! This is done by running the linux kernal on a RISC–V (rv32ima) emulator I wrote in Scratch, based off of Cnlohr‘s mini–rv32ima emulator.
IAR: Educational-Lizenzen fortan kostenlos.
Im Piratenschiff macht man sich offensichtlich um Nachwuchs Sorgen. Unter der URL https://www.iar.com/educational kündigt der Anbieter von Kompilations-Werkzeugen nun an, sowohl für Arm als auch für RISC-V kostenlose Education-Lizenzen zur Verfügung zu stellen:
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We offer free licenses for IAR Embedded Workbench to universities and higher learning institutes for educational, non–commercial purposes:
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• Exclusive for Arm and RISC–V
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• Time–limited license of 12 months. Renewal is possible upon request.
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• No code size limitation
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• C–STAT and C–RUN (Arm only) are included
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• Access to IAR Embedded Academy, our self–service training portal with online courses in embedded systems development
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• Support and Update Agreement (SUA) is not included
Wer an einem Fortbildungsinstitut arbeitet und Kadetten oder Schüler unter Nutzung von IAR-Produkten ausbilden möchte, kann die Produkte fortan kostenlos nutzen. Weitere Informationen finden sich unter der oben genannten URL.
Gowin: Neue RISC-V-Kombinations-FPGAs.
Der FPGAs-Anbieter Gowin Semiconductor bietet mit der Arora V-Familie seit einiger Zeit FPGAs an, die neben dem klassischen FPGA-Bereich auch einen RISC-V-Mikrocontroller mitbringen.
BILDQUELLE: GoWin
In einer am 15. November stattfindenden Präsentation verspricht das Unternehmen, „neue“ Chip-Größenklassen anzubieten:
GOWIN Semiconductor is pleased to present the expansion of its Arora V high–performance FPGA family. The latest offering leverages cutting–edge 22nm SRAM technology, 12.5Gbps high–speed SerDes interfaces, PCIe hardcore, MIPI hardcore D–phy and C–phy support, RISC–V microprocessor, and DDR3 interfaces. The extended family now includes 15K, 45K, 60K, and 75K LUT device offerings
Wer an diesen neuen Produkten Interesse hat, kann sich unter der URL https://register.gotowebinar.com/rt/8776656290389901150 für die kostenlose Teilnahme am Webinar anmelden.
Konjunktur im Chipmarkt scheint sich zu verlangsamen.
Obwohl SGS Thomson und Infineon durchaus gute Zahlen gemeldet haben, ist dies – schon jetzt – nicht mehr überall der Fall. Ein gutes Beispiel dafür ist die ON Semiconductor, deren Aktie in den letzten Stunden mehr als 20 % an Wert verlor.
Bildquelle: https://www.etoro.com/markets/on
Wie so gut wie alle anderen Halbleiter-Unternehmen wies auch ONSemi im Rahmen der Präsentation der Quartalszahlen darauf hin, dass es im vierten Quartal des Jahres „steil nach unten“ gehen würde.
Diese Aussagen decken sich auch mit Informationen, die der Autor seit fast einem Jahr aus dem Bereich der Chip-Herstellerhardware zur Verfügung gestellt bekommt – im Bezug auf die Konjunktur im Halbleiterbereich kann es als empfehlenswert sein, im Moment an „guten“ Angeboten festzuhalten.
Sehr kleines Linux-Board auf Basis von Rockchip RV1103.
Die „Verkleinerung“ vollwertiger Linux-Boards geht immer weiter – mit dem Luckfox Pico Mini RV1103
steht nun eine Platine am Start, die ungefähr münzgroß ist.
Bildquelle: https://www.waveshare.com/luckfox-pico-min.htm?sku=25722.
Als Hauptprozessor kommt dabei ein Arm Cortex-Chip zum Einsatz, für die „Basisvariante“ werden folgende Spezifikationen genannt:
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Processor Cortex A7@1.2GHz + RISC–V
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NPU 0.5TOPS, supports int4, int8 and int16
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ISP Input 4M @30fps (Max)
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Memory 64MB DDR2
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USB USB 2.0 Host/Device
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Camera MIPI CSI 2–lane
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GPIO 17 × GPIO pins
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Default Storage Mini A: TF card (Not included)
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Mini B: SPI NAND FLASH (128MB)
Käuflich zu erwerben ist das Board in zwei Größen – um sieben Euro ohne Flashspeicher, um rund neun Euro mit Flash-Speicher. Weitere Informationen finden sich unter https://www.waveshare.com/luckfox-pico-min.htm?sku=25722.
Renesas: Mikrocontroller auf Basis von Arm Cortex-M85 lieferbar
Der japanische Chiphersteller Renesas setzt seit einiger Zeit „alles“ auf Arm – die Presseaussendung der Japaner fokussiert immer wieder darauf, dass die hauseigenen Chips „als erstes“ neue von Arm lancierte Mikroarchitekturen unterstützen.
Mit dem RA8M1 setzt sich dieser Trend insofern fort, als es nun eine auf dem Cortex M85 basierende Variante des Chips im Portfolio gibt.
Bildquelle: Renesas.
Im Bereich der „sonstigen“ Spezifikationen verspricht man folgendes:
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• Core: 480 MHz Arm Cortex–M85 with Helium and TrustZone
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• Memory: Integrated 2MB/1MB Flash memory and 1MB SRAM (including TCM, 512KB ECC protected)
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• Peripherals: xSPI compliant Octal SPI with XIP and decryption–on–the–fly (DOTF), CAN–FD, Ethernet, USBFS/HS, 16–bit camera interface, and I3C, among others
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• Advanced Security: Leading–edge cryptographic algorithms, TrustZone, immutable storage, tamper resistance with DPA/SPA attack protection, secure debug, secure factory programming and lifecycle management support
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• Packages: 100/144/176 LQFP, 224 BGA
Interessant ist außerdem, dass Renesas – schon jetzt – die Chips produktiv ausliefert:
Renesas has begun volume shipments of the first devices in the RA8 Series, the RA8M1 Group
Windows CE – Ende der Updatepflege, Verkauf läuft weiter
Als letzte Meldung dieses Monats wollen wir uns von einem Evergreen verabschieden: Microsoft kündigt an, dass Windows CE ab sofort keine Updates mehr bekommt. In der Ankündigung findet sich allerdings auch ein Hinweis darauf, dass man in Redmond erstens bis 2028 weiter Geld für Windows CE nimmt und zweitens nicht plant, Windows CE „basierte“ Geräte zu deaktivieren:
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When is the end of life for Windows CE?
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While Windows CE 2013 will reach end of extended support in late 2023, Microsoft will allow license sales to continue for Windows Embedded Compact 2013 until 2028. And of course, Windows CE devices can continue to be used indefinitely.
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–via https://learn.microsoft.com/en-us/windows/iot/windows_ce/windows-ce-migration-faq
Interessant ist, dass Microsoft der „bezahlten Weiterpflege“ von Windows CE nicht interessiert gegenübersteht. Spezifischerweise weist die Ankündigung sogar darauf hin, dass selbst bei Bezahlung keine weitere Unterstützung zu erwarten ist:
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Will Microsoft offer the option to pay for additional support on Windows CE 2013 after 2023?
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Microsoft does not currently have plans to provide extended support beyond 2023.
Insbesondere für ältere Knochen wie den Newsaffen ist dies traurig: Nach dem „Niedergang“ von Palm OS erwies sich Windows Mobile 5 als eine mehr als alternative attraktive „Alternative“ – Geräte wie das Sony Ericsson XPERIA X1 waren unvergessen, bis der immer schlechter werdende Kundensupport von Sony die Geräte (mutwillig) eliminierte. Deshalb ein Glas auf Windows Mobile.
Zuerst erschienen bei Mikrocontroller.net News
Quelle: Read More