Obwohl ARM an der Börse gelistet ist, sind die „Turbulenzen“ um Masa Son’s Prozessor-Startup nicht vorbei. Neben den Handlungen der Weltpolitik gibt es neue Chips von Nordic, SiFive und Qualcomm; außerdem eine neue Version von OpenWRT mit Unterstützung für Rust. Arduino partnert derweil mit Avnet.
OpenWRT 23.05 – jetzt mit Rust.
Experimente wie Linux am ESP32 (siehe Beitrag “Linux am ESP32-S3 – Einrichtung und Bring-Up” und https://www.youtube.com/watch?v=5oKeVyxgwzk) mögen interessant sein, haben aber keine große praktische Bedeutung. Praktische Relevanz haben Mini-Distributionen wie das einst im Routerbereich entstandene OpenWRT.
Mit der Version 23.05 steht nun eine neue Variante des Produkts zur Verfassung, die verschiedene Erweiterungen zur Verfügung stellt. Erstens gibt es – wie immer – Unterstützung für neue Geräte; die Abbildung fasst die neuen Ziele kompakt zusammen.
Bildquelle: https://openwrt.org/releases/23.05/notes-23.05.0.
Interessant ist außerdem, dass die Toolchain der nun auf Linux 5.15.134 basierenden Distribution fortan nicht mehr nur in C gehaltene Programme unterstützt. Es ist explizit auch erlaubt, auf Rust zu setzen – einige davon sind sogar im „Standard-Lieferumfang“ des Produkts.
Arduino Science Kit R3: für „Physikausbildung“ optimierte Arduino-Variante.
Der auf dem Raspberry Pi-Mikrocontroller basierende Arduino Nano RP2040 ist nicht unbedingt populär – der Autor hatte mit dem Ding in der Vergangenheit im Labor immer wieder Probleme.
Ein Schelm, wer denkt, dass seine Auswahl als Basis für das in der Abbildung gezeigte Science Kit eine Methode zur „Beseitigung von übrig gebliebenen Ladenhüter“ sein könnte.
Bildquelle: https://www.arduino.cc/education/science-kit-r3/.
Sei dem wie es sei, handelt es sich dabei um ein Kommunikationsboard, das Kadetten bzw. Schülern das Erlernen der gezeigten Fähigkeiten anhand praktischer Beispiele und realer Sensordaten ermöglichen sollte.
Bildquelle: https://www.arduino.cc/education/science-kit-r3/
Leider gibt es zum Zeitpunkt der Drucklegung dieses Artikels noch keine Informationen zu Preis und Verfügbarkeit – auf der Arduino Education-Webseite findet sich lediglich die gezeigte Grafik samt einem Link, in dem man sein Interesse für die Teilnahme an einem Early Access-Programm anmelden kann.
Bildquelle: https://www.arduino.cc/education/science-kit-r3/.
Arduino-News zur zweiten – Partnerschaft mit Avnet
Die „Verfügbarkeit“ von Arduino-Boards bei Distributoren war in der Vergangenheit im Allgemeinen kein Problem. Interessant ist, dass eine unter https://blog.arduino.cc/2023/10/17/arduino-and-avnet-team-up-in-a-global-distribution-partnership-to-drive-oem-innovation/ veröffentlichte Pressemitteilung nun eine „engere“ Kooperation mit Avnet avisiert.
Neben der – erwartbaren – Aufnahme der verschiedenen Arduino-Boards in das Avnet-Portfolio ist hier auch die Ankündigung von „exklusiven“ Boards bzw. Design Kits interessant:
To support the shift to open modular design in product development, Arduino will be offering several engineer evaluation kits exclusively through Avnet. The evaluation kits target use cases in predictive maintenance, environmental sensing, robotics, vision, and industrial gateways integrating AI on the edge. Each kit provides a path for businesses to experience the benefits of Arduino in product development for commercial applications.
Nordic: NRF54L15 – NRF52 – Nachfolger mit mehr Rechenleistung
Wer nach einem energieeffizienten Bluetooth-SOC sucht, endet über kurz oder lang bei Nordic Semiconductor. Der nRF52 hat sich dabei als eine Art Evergreen etabliert, der neben diversen Low Power-Applikationen auch in verschiedenen Adafruit- und sonstigen Evaluationsboards zum Einsatz kommt.
Mit dem NRF54L15 steht nun ein Nachfolger zur Verfügung, der seinen Arm Kortex C33-Prozessor mit bis zu 128 MHz Taktfrequenz zu betreiben sucht. Der Remanentspeicher ist bis zu 1,5 MB groß, während bis zu 256 KByte SRAM als Arbeitsspeicher auch die Ausführung größerer Modelle erlauben.
Nordic verspricht schon jetzt, Musterstückzahlen im QFN 48-Gehäuse anzubieten – diese haben, wie in der Ankündigung explizit betont, 31 GPIOs. Außerdem ist ein WLCSP-Gehäuse geplant, das wesentlich kleiner als der bekannte NRF52840 ausfällt.
Weitere Informationen finden sich unter https://www.nordicsemi.com/Products/nRF54L15 und https://www.nordicsemi.com/Nordic-news/2023/10/Nordic-announces-nRF54L-Series-expanding-industrys-most-efficient-Bluetooth-LE-portfolio; unter https://www.youtube.com/watch?v=XG8bRNaNHrg gibt es ein YouTube-Video mit einer filmischen Ankündigung des Produkts.
SiFive: Neues RISC/V-IP mit Fokus auf AI.
SiFive bietet seit längerer Zeit auch IP-Building-Blocks an, die sich in FPGAs oder SOCs integrieren lassen. Nun stehen zwei neue Module zur Verfügung – neben einem klassischen RISC/V-Prozessor gibt es eine NPU, die auf die Bedürfnisse der künstlichen Intelligenz optimiert ist.
Bildquelle: https://www.cnx-software.com/2023/10/18/sifive-intelligence-x390-npu-performance-p870-risc-v-core/.
Der im Allgemeinen gut informierten Branchennewsdienst CNX bietet unter https://www.cnx-software.com/2023/10/18/sifive-intelligence-x390-npu-performance-p870-risc-v-core/ eine Zusammenfassung der Neuigkeiten an.
RISC-V, zur Ersten – Qualcomm und Google planen Wear OS-Chipsatz.
Dass man im Hause Google seit einiger Zeit auch an eine RISC/V-Portierung von Android arbeitet, ist keine wirkliche Neuigkeit mehr. Neu ist nun, dass Qualcomm im Rahmen einer Ankündigung vermeldet, an SnapDragon Wear-Varianten mit einem RISC/V-Kern zu arbeiten.
Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass Qualcomm zum Zeitpunkt der Drucklegung lediglich die folgende lapidare Meldung zur Verfügbarkeit zur Verfügung stellt:
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Commercial product launch of the RISC–V wearable based solution timing will be disclosed at a later date.
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—via https://www.qualcomm.com/news/releases/2023/10/qualcomm-to-bring-risc-v-based-wearable-platform-to–wear-os-by-
RISC/V zum Zweiten: chinesisches Regierungs-Start-Up mit ehemaligen Arm China-Managern.
Die Probleme der als „Joint Venture“ geführten Arm-China-Abteilung hatten wir im Rahmen der Arm-NVIDIA-Affäre hinreichend behandelt. Am Ende fand sich jedenfalls der Firmenstempel, und der für die Probleme verantwortliche CEO durfte – vorübergehend – seinen Hut vom Kleiderständer nehmen.
Mit Borui Jingxin steht nun ein neues Unternehmen am Start, das von der Lokalregierung des Distrikts Shenzhens unterstützt wird.
Der Branchennewsdienst The Register berichtet unter einem Verweis auf Bloomberg nun darüber, dass das Unternehmen – zumindest anfangs – eine Arm-Lizenz aufrecht erhalten möchte und versucht, „weitere“ ehemalige Arm China-Angestellte abzuwerben. Interessant ist in diesem Zusammenhang allerdings auch, dass weder Arm noch Softbank gewillt waren, auf eine Anfrage von The Register zu reagieren. Dies deutet – traditionell – auf Nervosität hin.
RISC/V zur Dritten: Amerikanische Senatoren „verärgert“ über US-Mitarbeit am Standard.
Die Meldung zum Themenkreis Arm und RISC/V kommt aus dem Bereich des „Big Government“. Reuters zitiert Senator McCaul folgendermaßen:
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“The CCP (Chinese Communist Party) is abusing RISC-V to get around U.S. dominance of the intellectual property needed to design chips. U.S. persons should not be supporting a PRC tech transfer strategy that serves to degrade U.S. export control laws
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via https://www.reuters.com/technology/us-china-tech-war-risc-v-chip-technology-emerges-new-battleground-2023-10-06/
Noch ist nicht klar, wie die amerikanische Regierung dieses Vorhaben umzusetzen gedenkt – klar ist indes, dass man Popcorn und Chips bereithalten sollte.
NXP: Speech to Intent-Engine hauseigener Bauart.
NXP erweitert sein Design-Werkzeug um eine neue Komponente, die Nutzern der MCUs „grundlegende“ Speech to Intent-Funktionen zur Verfügung stellt.
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Die VIT „Speech–to–Intent“–Engine benötigt nur wenig Speicherplatz und Rechenleistung. Sie ist kompatibel mit NXP–Geräten wie i.MX RT Crossover–MCUs und RW61x–MCUs sowie den Anwendungsprozessoren i.MX 8M Mini, i.MX 8M Plus und i.MX 9x. Die Engine läuft lokal und benötigt keine Cloud–Verbindung, was die Privatsphäre der BenutzerInnen schützt, die Latenzzeit und den Stromverbrauch reduziert und die Kosten senkt. Dadurch ist sie ideal für natürliche Sprachschnittstellen bei einer Vielzahl von Anwendungen geeignet, darunter Smart Watches, Haushaltsgeräte, HLK–Systeme und Beleuchtung.
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Bislang unterstützt VIT „Speech–to–Intent“ Interaktionen in englischer Sprache, und im Laufe des Jahres wird auch Mandarin hinzugefügt. Weitere Unterstützung für Spanisch, Deutsch, Koreanisch, Französisch und Japanisch ist für 2024 geplant.
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Die kostenfreien VIT Wake Word und Voice Command Engines sind über das MCUXpresso SDK und das Online–Modell–Tool verfügbar. Damit können EntwicklerInnen sofort mit dem NXP Voice–Intelligent–Technology–Portfolio arbeiten. Anwendungen, die das Verstehen natürlicher Sprache erfordern, können mit VIT „Speech–to–Intent“ entwickelt werden. Wenden Sie sich dazu an Ihr lokales Vertriebsteam oder besuchen Sie NXP.com/SpeechToIntent.
LabView: Unterstützung für Mac OS endet.
Wer sich je den Tanz der Entwicklung von iOS-Applikationen (und dem dazu gehörenden Sicherheit-Tanz) ärgern dürfte, freut sich über diese Meldung. Hack a Day berichtet (via https://hackaday.com/2023/10/15/labview-abandons-mac-after-four-decades/), dass National Instruments die Mac-Version von LabView ab inklusive Version 2024 des Produkts nicht mehr anbieten wird. Unterstützung für Windows und Linux gibt es indes nach wie vor.
Zuerst erschienen bei Mikrocontroller.net News
Quelle: Read More