Seitdem ARM angekündigt hat, an die Börse zurück zu wollen, überschlagen sich die Ereignisse im Bereich der ISA-Anbieter. Hier eine Liste von Ereignissen, die Nutzer und Entwickler von ARM– und RISC-V-IP am Radar behalten sollten.
Arm: wer unseren Namen benutzt, wird angegriffen.
Unter Druck stehende Firmen neigen dazu, „Trademark Enforcement“ zu radikalisieren – ein Klassiker war Palm, wo man Enthusiasten-Blogs (Stichwort TamsPalm und PalmPowerups) abmahnte. Maria Markstedter ist für ihre Bücher zur ARM-Architektur bekannt, und bekam nun böse Post. Ursache dafür sind die folgenden vier Domains:
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arm–reversing.com
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arm–exploitation.com
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arm–basics.de
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azeria–labs.com
Interessant daran ist, dass Markstedter viele Jahre lang eine kooperative Beziehung zu ARM hatte. Laut dem britischen Nachrichtendienst The Register (siehe https://www.theregister.com/2023/08/31/a_star_star_domains/) gab es keinerlei „Warnung“, bevor die Übernahme der Domains erfolgte.
Arm-IPO-Filing: „massive“ politische Risiken in China
Über die Probleme ARMs mit der chinesischen Subdivision des Unternehmens wurde in der Vergangenheit hinreichend berichtet. Im unter https://www.sec.gov/Archives/edgar/data/1973239/000119312523216983/d393891df1.htm bereitstehenden Börsen-Prospekt verrät das Unternehmen nun mehr Informationen darüber, wie man die Weiterentwicklung im chinesischen Halbleiter-Markt einschätzt.
Spezifischerweise befürchtet ARM Aufflammen des Handelskrieges, das mit verschärften Regulationen bzw. Embargos im Bereich des Technologie-Transfers eingeht:
Our concentration of revenue from the PRC market makes us particularly susceptible to economic and political risks affecting the PRC, which could be exacerbated by tensions between (on the one hand) the U.S. or the U.K. and (on the other hand) the PRC with respect to trade and national security.
Zu guter letzt gibt es das Risiko der Made in China 2025-Kampagne, in der Xi Jinping eine 70-prozentige Selbstständigkeit der chinesischen Wirtschaft im Bereich der Halbleiter avisiert. Dies führt unter Anderem dazu, dass reine ARM-Lizenznehmer mehr und mehr alternative Entwicklungen auf Basis von RISC/V-Kernen lancieren:
Due to various factors, including pressure, encouragement or incentives from, as well as the policies of, the PRC government (whose “Made in China 2025” campaign targets 70% semiconductor self–sufficiency by 2025), concerns over actual, threatened or potential U.S., U.K. or PRC government actions or policies, including trade or national security policies, or other reasons, PRC semiconductor companies and OEMs may increasingly develop their own technology and use such technology in their devices, or use our competitors’ technology in their devices. Specifically, the PRC government’s 14th Five–Year Plan and related initiatives have identified the development of globally competitive PRC companies in “core technologies” such as semiconductors as a key policy focus. As part of a government–wide effort to encourage investment and development of domestic semiconductor capabilities, the PRC government could encourage financing opportunities to our competitors in the PRC on favorable terms, or influence major PRC customers to favor adoption of IP of our competitors in the PRC over our own IP.
Arm: Beginn der Investors Roadshow
Beginnen wir diese Nachrichten-Meldung mit dem offensichtlichen: ARM ist wild entschlossen, seiner Mutter Softbank durch den Börsengang frisches Kapital zur Verdauung der mit WeWork und Co. entstandenen Investment-Verluste zu beschaffen.
Reuters (siehe https://www.reuters.com/markets/deals/arm-prepares-meet-investors-ahead-blockbuster-ipo-sources-2023-08-31/) berichtet nun darüber, dass die zum „Anlocken von institutionellen Investoren“ vorgesehene Roadshow innerhalb der nächsten Tage beginnen soll – als spezifischer Termin werden die nächsten Arbeitstage nach dem amerikanischen Labor Day-Feiertag avisiert.
Die Veröffentlichung des Ausgabepreises ist für den 13. geplant, während der „freie Handel“ am 14. September beginnen soll.
Chinesische RISC/V-Anbieter vereinigen sich im Rahmen einer IP-Allianz.
Es ist fast, als ob ARM „prophetische“ Kräfte hätte. Die neun wichtigsten chinesischen RISC/V-Häuser haben die China RISC-V Industry Alliance (http://www.crvic.org/) angekündigt, die zum Zeitpunkt der Drucklegung die folgenden Unternehmen umfasst:
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VeriSilicon Microelectronics
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Xinlai Technology
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Pingtouge (aka T–Head)
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Shanghai Saifang Technology
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Shanghai Shiqing Technology
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Juquan Optoelectronics
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Shanghai Hengrui Intellectual Property Services Co., Ltd.
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Xinsiyuan Microelectronics.
Bildquelle: Screenshot
Chinesische Medien berichten davon, dass es sich dabei um eine an Microsofts Linux-Initiative angelehnte Organisation handelt. Sinn des Patent-Austauschverfahrens ist, dass die Unternehmen in nationaler Zusammenarbeit auf von ihren Mitbewerbern geschaffenes geistige Eigentum zurückgreifen können, um die chinesische Halbleiter-Industrie als Ganzes voranzubringen.
Nach Ansicht des Autors ist diese Vorgehensweise für ARM mit Sicherheit nicht beruhigend – China ist ein Staat mit 1412 Millionen Einwohnern; schon aus der Pareto-Verteilung folgt, dass sich durch diese Initiative eine „erhebliche“ Menge von hoch qualifizierten Spezialisten in den Prozessor-Markt begeben wird.
Andererseits gilt, dass fraglich ist, in wie fern diese Prozessoren außerhalb des Mainland verfügbar werden – in den letzten Jahren gab es vermehrt den Trend, dass chinesische Halbleiterhäuser ihre Produkte nicht oder nur sehr verspätet außerhalb von China anbieten.
Nuclei: CPU erreicht ISO 26262-ASIL-D-Zertifikation
Obwohl Nucleo ihm nicht Teil der weiter oben genannten Allianz ist, zeigt sich das Unternehmen ebenso innovationsfreudig. Der hauseigene Soft Core ist ab sofort gemäß den Richtlinien der ISO 26262-ASIL-D zertifiziert.
Bildquelle: eetimes
Laut einem von Nuclei bei der im allgemeinen gut informierten EE Times (siehe https://www.eetimes.com/nuclei-the-worlds-first-risc-v-cpu-ip-vendor-to-accomplish-iso-26262-asil-d-product-certificate/) platzierten Bericht ist spezifisch folgendes zu vermelden:
The NA900 processor has been developed as a hardware SEooC according to ISO 26262–10. The development meets the applicable ASIL D design specification, implementation and verification requirements of ISO 26262 parts 4,5,7,8,9 as guided by ISO 26262–10, and the functional safety management requirements per ISO 26262–2.
Fraunhofer: MeToo-ISA verfügbar.
Vor Jahren verfiel verriet der Autor den Eigentümer eines mittlerweile geschlossenen (und einst sehr prominenten) Fachbuchverlags dem Autor das Geheimnis des MeToo-Buchs: dabei handelt es sich um ein von einem Technikverlag lanciertes Werk, das ausschließlich als „Antwort“ für schon im Markt befindliche andere Werke vorgesehen war.
Das Fraunhofer IPMS kündigt nun an, ebenfalls Prozessor-IPs anbieten zu können (siehe https://www.ipms.fraunhofer.de/en/press-media/press/2023/RISC-V-conquers-the-processor-market.html):
The Fraunhofer IPMS has also developed a processor IP based on the open RISC–V ISA. The EMSA5 is a 32–bit processor with a five–stage pipeline that is used in embedded systems as well as in functional safety applications such as in the automotive sector. For the latter, the IP core has an ASIL D ready certification according to ISO 26262.
Wichtigstes Ziel des Forschungs-Projekt ist dabei das vorantreiben eines „europäischen RISC/V-Ökosystems, um die europäische Industrie „unabhängiger“ von Importen zu machen:
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The overarching goal of the BMBF–funded project TRISTAN is to expand and industrialize the European RISC–V ecosystem. . . .
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In the project the Fraunhofer IPMS together with other partners will develop an open source trace module for embedded RISC–V processors based on appropriate specifications.
With best regards
Tam HANNA
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Zuerst erschienen bei Mikrocontroller.net News
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