Auf die Bedürfnisse der technischen Informatik optimierte AI-Modelle wenden sich der niedriger hängenden Frucht der Codierung zu. Mit flux.ai steht ein in der Cloud lebendes PCB-Designsystem am Start, das Designer mit AI-Features zu entlasten sucht.
Soziales im Mittelpunkt
Wer sich beim unter https://www.flux.ai/ bereitstehenden Dienst – idealerweise unter Nutzung eines Google-Kontos – anmeldet, wird anfangs in der gezeigten Oberfläche abgesetzt.
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Anhand der unterschiedlichen Symbole lassen sich dabei „private“ und „mit der Community geteilte“ Projekte unterscheiden. Flux.ai ist ein sozial getriebenes Produkt, das auf das „Teilen“ von Komponenten und Designs mit Kollegen optimiert ist.
Damit ist übrigens auch die Art der Monetisierung geklärt – wer Flux.AI kommerziell benützen möchte, bekommt mehr private Projekte zur Verfügung gestellt, bezahlt aber rund $ 15 pro Monat.
Prezi für Schaltungsdesigner
Das Entwicklerteam von Flux.AI ließ sich beim Design des Systems konsequent von anderen Web-Applikationen inspirieren. Dies zeigt sich beispielsweise im Schaltungs-Design-Fenster, das statt den von Target und Co. bekannten Schaltungs-Seiten auf eine „gigantische Design-Fläche“ setzt. Durch das Abspeichern von als Viewport bezeichneten Ansichten lässt sich dann zwischen den einzelnen Modulen wechseln.
Zur Illustration davon zwei Screenshots eines Beispiel-Designs, dass die Vorgehensweise illustriert – es handelt sich dabei übrigens um eine Speichererweiterung für den Arduino MKR.
Angemerkt sei, dass die Interaktion mit der Schaltungs-Design-Oberfläche konsequente Nutzung des Mausrades voraussetzt. Wer – wie der Autor – auf eine Marble Mouse setzt, muss unbedingt eine externe Maus anschließen, weil Zoomen und Co ohne Mausrad nicht wirklich möglich sind.
Chatten mit Mann und Maschine.
Aus der sozialen Ausrichtung des Diensts folgt, dass es eine im Programm integrierte Chat-Funktion gibt – dieses Tab lässt sich am einfachsten anzeigen, indem man auf den Chat-Tab klickt.
Interessant ist an ihm vor allem, dass mit Copilot die in der Einleitung erwähnte künstliche Intelligenz zur Verfügung steht – sie unterscheidet sich von anderen AIs insofern, als sie auf die Bedürfnisse von Elektronikern optimiert ist.
Am Neuesten ist hier die Fähigkeit, Informationen aus Bauteildatenblättern zu extrahieren.
Beeindruckenderweise kommt Copilot dabei auch mit den Datenblättern des RP2040 zurecht – angemerkt sei allerdings, dass die Beantwortung von Fragen in diesem Fall mitunter bis zu 2 Minuten Rechenzeit in Anspruch nimmt. Außerdem sind die Links auf die Datenblattquellen immer korrekt, die Seitenzahlen sind oft allerdings weit abseits von Par.
Stärke Nummero zwei von Copilot ist die Recherche von Bauteilen. Der „Scope“ reicht dabei von Mikrocontroller bis Operationsverstärker, die Antworten sind im Allgemeinen sehr praxisgerecht.
Zu guter letzt ist Copilot in der Lage, im Schaltbild befindliche Elemente zu verdrahten und – manchen – Schaltungsfehler zu finden.
Mit der Kraft des Always On
Angemerkt sei, dass Flux.AI das immer-online-sein des hauseigenen Editors auch sonstwie weidlich ausnützt. Ein gutes Beispiel dafür ist die in der Abbildung gezeigte Unterseite des Inspectors, die „automatisiert“ Verfügbarkeitsinformationen für das jeweils selektierte Bauteil anbietet.
Von Zeit zu Zeit sendet Flux außerdem Newsletter aus, die über die Preis- und Verfügbarkeits Entwicklung der in Projekten verwendeten Komponenten informieren.
Platinenlayouts funktionieren ebenfalls.
Neben dem Schaltungsentwurf ist Flux zum Design von Planaren befähigt. Von Haus aus bietet das System dabei eine Vier-Ebenen-Planare an; es ist auch möglich, ein- und zweilagige Planaren zu realisieren.
Beeindruckend empfand der Autor dabei vor allem die extreme Reaktanz des Systems – man merkt auf (halbwegs aktueller) Desktophardware überhaupt nicht, dass man es mit einer Web-Applikation zu tun hat.
Außer Frage steht dabei, dass Flux.AI im Bereich des Layout-Funktionsumfangs noch nicht mit IBF, Altium und Co. mithalten kann. Impedanzkontrolle und Co. sind nicht oder nur teilweise implementiert.
Ein weiterer Kritikpunkt ist nach Ansicht des Autors die derzeit völlig fehlende Integration in Datenbanken wie SamacSys – möchte man ein „brandneues“ Bauteil importieren, so führt entweder der Weg über KiCad oder die manuelle Konzeption.
Andererseits enthält Flux einige „vielversprechende“ Funktionen wie beispielsweise die Möglichkeit, „Teile“ der Schaltung per Code zu erzeugen – unterm Strich ein Produkt, das definitiv Aufmerksamkeit verdient und bekommen sollte.
Fazit: eine gut gemachte Alternative und Gefahr für Fritzing
Selbst wenn man die (genialen) AI-Funktionen zur Gänze außen vor lässt, ist das Produkt vom Funktionsumfang her Fritzing haushoch überlegen – außerdem darf man die generierten Ergebnisse Lizenzfrei kommerziell verwenden, was im Fall von Fritzzing nicht gegeben ist.
Geradezu grenzgenial ist in diesem Zusammenhang die Copilot-Funktion, die verschiedenste Fragen automatisiert beantwortet und so Zeit bei der Literaturrecherche spart.
Zuerst erschienen bei Mikrocontroller.net News
Quelle: Read More