Electronica 2022 – Tag 1, Messtechnik

Nach einem coronabedingten Ausfall startet die Messe München eine neue Auflage der electronica. Für Freunde der Metrologie gab es auch dieses Jahr einige interessante Neuerungen – hier ein kleiner Nachrichtenüberblick. Klar ist schon im Einstieg, dass der Trend zu Special Interest-Messgeraeten geht.

Grossbildschirm als Trumpf

Arbiträre Wellenformgeneratoren – insbesondere jene chinesischer Provinienz – neigen zu immer kleineren Baugrößen. Dies geht logischerweise mit kleineren Bildschirmen einher. UNI-T geht mit dem UTG9504 nun den engegengesetzten Weg – der 500 MHz schnelle Genererator weist eine Bandbreite von 2.5GSPS auf, und hat einen großen Touchscreen.

Am Stand von KeySight ging man im Bereich der LCR-Meter einen ähnlichen Weg – die Abbildung zeigt das E4982A.

Pendulum — CNT104 mit Farbdisplay lanciert

Nach HP / Agilent / Keysights Ausstieg aus dem Markt der Modulationsdomänenanalysatoren hat das polnische Unternehmen Pendulum Instruments den Markt quasi für sich allein. Der auf der Amper (siehe https://www.mikrocontroller.net/topic/537135) angekündigte Farb-”MDO” ist nun um rund 10000 EUR erhältlich.

Ob dem Bedürfnis, den 26GHz-7ps-Zähler im selben Format wie seinen Vorgänger zu halten, geriet der Touchscreen unbequem klein – ob der Entscheidung gegen einen resistiven Touchscreen sind kleine Symbole nur sehr schwer anklickbar.
Pendulum kompensiert dies durch einen Ethernetanschluss auf der Rückseite, der einen VNC-Server exponiert (!!!). Außerdem arbeitet man an einem preiswerteren Low-End-Modell.

Active Technologies – neue ArbRider-Wellenformgeneratoren mit 5V-Fähigkeit

Active Technologies – besser bekannt als LeCroy sein Wellenformgeneratorbauer – zeigten auf der Electronica zwei neue Produkte. Der AWG5000 ist dabei mit 16 bit Auflösung sofort erhältlich, während der AWG7000 derzeit nur eine Vorankündigung ist.

Interessant an beiden Modellen ist, dass ihre Ausgänge – bei voller Bandbreite – den Bereich von 0V bis 5V abdecken – Generatoren anderer Anbieter sind hier im Allgemeinen enger dimensioniert.

erfi – Laborgeräte mit Sprach- und Gestensteuerung

Der Labormöbelspezialist erfi bietet mit elneos six eine Reihe von Einbau- und Standalone-Geräten an, die auf Sprachsteuerung optimiert sind. Neben Netzgeräten (AC und DC) sowie Voltmetern gibt es in der Serie auch einen Funktionsgenerator.

Der rundliche Torus auf der Vorderseite ist dabei übrigens Teil des Eingabesystems – er realisiert eine Art “Drehgeber”, der im Stil der in den ersten iPods verbauten Klickrädern die Steuerung der Messtechnik erlaubt.

Kampf der Inspektionsmikroskope – billiger vs smart

Wer viel SMD lötet, freut sich über ein gutes Mikroskop. Vision Engineering – die Briten stehen hinter dem Stereomikroskop Mantis – bieten seit einiger Zeit vor Allem videobasierte Mikroskope an. Neu ist auf der Electronica eine Preissenkung, die neue Einstiegsklasse kostet rund 2500EUR.

Videobasierte Mikroskope bieten die Möglichkeit komfortsteigernder Funktionen. Ash bietet – ab etwa 5500 EUR – ein Videosystem an, das sich auf die Dokumentation spezialisiert hat. Neben Bemassung gibt es ein Feature zum Einzeichnen von Beschreibungen, die Screenshots lassen sich exportieren.

Programmierbare Analysefunktionen in Messgeräten

Anbieter von Messgeräten kämpfen seit jeher durch das Anbieten immer leistungsstärkerer Analysefunktionen. Rohde und Schwarz bieten in ihrem neuesten Oszilloskop Entwicklern die Möglichkeit, in Python gehaltene Logiken zur Analyse der erbeuteten Wellenformen heranzuziehen.
Das österreichische Unternehmen DEWETRON bietet an sich Datenerfassungsgeräte an, als Werbe-Vehikel setzt man auf eine als OXYGEN bezeichnete Software. Diese bringt ein in C++ und Python programmierbares SDK mit, über das Nutzer ebenfalls eigene Analyselogiken einbinden dürfen.

Zu guter Letzt bietet Keysight das hauseigene MSO3xxx-Oszilloskop in einer neuen Variante an. Der hauseigene ASIC wird hier mit Softwarefunktionen ausgestattet, die normalerweise nur in den höherpreisigen Varianten zur Verfügung stehen.

Kabel- und PCIe-Linktester als dedizierte Messgeräte

Immer schnellere Interfaces stellen Anprüche an das Design der physischen Links. LeCroy begegnet diesem Trend mit dem in der Abbildung gezeigten Kabeltester, der vor Allem auf die Bedürfnisse von USB- und HDMI-Kabeln aller Herren Arten optimiert ist.

Der Danaher-Konzern bietet in seiner Marke Tektronix ein ähnliches Gerät an, das auf die Analyse von PCIe-Links optimiert ist. Einen Precompliance-Check einer mit vier Lanes aufgebauten Verbindung schafft das Gerät dabei in gut sieben Minuten.

SUIN – Multimeter, Netzgeräte, Funktionsgeneratoren abseits der “Big Three”

Mit Suin Instruments (http://suintest.com/) wagt ein in China seit vielen Jahren nicht unerfolgreiches Unternehmen den Sprung nach Europa. Am Stand auf der Electronica zeigte man eine durchaus umfangreiche Produktpalette, die alles abseits von Oszilloskop und Spektralanalysator umfasste.

Messgeräte der Leistungselektronik

Elektromobilität und Co sorgen für immer höhere Ansprüche an Messgeräte. Im Hause BK Precision bietet man nun einen neuen Batterieanalysator an, der – im Zusammenspiel mit Software – die Ermittlung von Akkumulatorkennlinien erlaubt.

GW Instek gehen einen ähnlichen Weg – der Gutteil der Neuankündigungen dreht sich ebenfalls um Energieversorgung aller Arten.

Iwatsu – Fokus auf Curve Tracing, Achtkanäler für Datenerfassung

Iwatsu – die Japaner waren einst für ihre Oszilloskope bekannt – zeigen auf der Electronica ihr in Eigenregie entwickeltes Achtkanaloszilloskop.

Der Fokus liegt heute allerdings anderswo – der Gutteil der Standfläche war mit verschiedenen Geräten zur Erfassung von Halbleitercharakteristiken belegt.

Rohde und Schwarz, Siglent – neue RF-Messtechnik

Am Stand von Rohde und Schwarz zeigte man einen neuen RSA, der eine FFT-Echtzeitbandbreite von 1GHz erreicht.

Siglent demonstrierte einen Spektralanalysator mit einer Grenzfrequenz von 26GHz. Nett war hier vor Allem die Demo – eine mit hauseigenen RF-Generatoren realisierte RF-Quelle sendete Wellen über eine PCB-Antenne, die danach am SA aufschienen. Durch geschickte Selbst-Positionierung konnten die Kongressteilnehmer die Strecke abschwächen.

PicoScope 7 fast final

PicoTech haben die Arbeiten an ihrer neuesten Softwarevariante beinahe finalisiert. Die Auslieferung der finalen Version von PicoScope 7 steht laut den Standmitarbeitern “innert der nächsten acht Wochen” ins Haus.

Noch mehr kostenloses Bier!

OEMSecrets schenkt auch diesen Tag kostenloses Bier aus – wer beim Bier trinken Geld sparen möchte, ist mit einem Besuch am OEMSecrets-Stand gut beraten.

Der Newsaffe ist heute abermals auf der Messe und freut sich über weitere Treffen. Wichtig: das Humidor ist heute nicht dabei – Nichtrauchertag.

Zuerst erschienen bei Mikrocontroller.net News

Quelle: Read More