Developers, Developers, Developers am ARM DevSummit

Nach dem Erfolg des im letzten Jahr online abgehaltenen Kongresses beschloss man im Hause ARM, an vorhandenen Erfolgen anzuschließen. Auch die 2022-Version des hauseigenen Entwicklerkongresses fand deshalb als virtuelles, über das Internet an sie bares Event statt. Was im Rahmen des Keynote- und Masterclass-Tag vorgestellt wurde, erklärt dieser Artikel.

Worum geht es hier?

GigaDevice-, STMicroelectronics und Co. fertigen zwar Mikrocontroller – das logische Design der eigentlichen Rechengeräte (explizit nicht der Peripherie) wird allerdings von ARM zugekauft. Mit dem DevSummit hält ARM seit einigen Jahren Kongresse ab, die P. T. Entwickler über die „Neuerungen und Änderungen“ informieren.
Seit der Coronavirus-Pandemie werden diese online abgehalten. Neu ist dieses Jahr vor allem, dass das Event – wie in der Abbildung gezeigt ist – nun in Form von zwei separaten Tagesgruppen stattfindet.

Manchmal kann man sich als Teilnehmer von Embedded-Konferenzen vorkommen wie Phil Connors – für nicht-Film-Gebildete handelt es sich dabei um einen Journalisten, der im Film Groundhog Day jeden Tag die gleiche Szene erleben muss. Ganz analog zur Espressif Devcon schickte ARM mit Mark Hambleton einen VP ins Rennen, der -siehe auch die beiden Abbildungen – die „Welt der Software“ im Embeddedbereich ausrief.

(Bildquelle alle: ARM)

Naturgemäß betonte Mark Hambleton, dass die Welt der Softwareentwicklung mehr und mehr von Standards abgestimmt wird – ob der Erfolge von ARM mbed OS in der letzten Eclipse-Umfrage (siehe https://www.mikrocontroller.net/topic/545149) gilt allerdings, dass der Mensch mit voller Hose gut zu stinken hat.
Arm setzt dabei durch die Bank auf das Anbieten “neuer“ Softwarelösungen, und verspricht unter anderem eine gemäß der „PSA“ (hauseigener Sicherheitsstandard) zertifizierte Firmware-Update-API.

Mach alles im Haus

Im Handcomputerbereich wird bis heute darüber spekuliert, ob Microsofts Entscheidung, sich mit Nokia ein Microsoft sein Handy Bauer“ zuzulegen, den Zusammenbruch von Windows Phone beschleunigt hat.
Da Apple allerdings mehr und mehr auf hauseigene Hardware setzt, scheint man bei Microsoft ebenfalls ähnliche Gedanken anzulegen – Redmond wurde von Pavan Davuluri vertreten, der bei Microsoft für die Device-Sparte verantwortlich ist und in seinem Vortrag betonte, wie „wichtig“ die Partnerschaft zwischen Microsoft und ARM ist.

Müsste man den Vortrag zusammenfassen, so fällt klar auf, dass der Vortrag anders der Fokus seiner Präsentation auf der Nutzung von ARM am „Desktop“ und im Bereich von Full Feature-Systemen liegt.
Dienstalte Hardware-Entwickler werden sich außerdem darüber ärgern, dass man ab etwa des 16. Minute seines Vortrags mehrfach die “Wichtigkeit“ des Softwareentwicklers in den Vordergrund zog.

ARMv9, reloaded.

Eine „wirklich neue“ Architektur gab es nicht zu sehen. Gary Campbell betonte im Rahmen seiner Keynote allerdings „Erweiterungsmöglichkeiten“, die ARMv9 noch leistungsfähiger machen sollen. Besonders wichtig wurde dabei die Vektorerweiterung.
Das nicht-Ankündigen komplett neuer Prozessoren bedeutet allerdings nicht, dass es im Hause ARM nicht Zuwachs gibt. So gibt es beispielsweise im Cloudbereich Ankündigungen von neuen Chips, die ARM derzeit aber noch nur unter Codenamen erwähnt.

Vom Blitz getroffen!

Neben den eigentlichen Keynotes schaltete ARM im ersten Schritt auch eine Gruppe von Lightning Talks frei – der Angelsachse versteht darunter kürzere Vorträge, die wie ein Impulsvortrag verschiedene Themen kurz beleuchten und Denkanstöße geben sollen.
Mit Jacob Beningo und Trevor Martin packte ARM dabei zwei durchaus bekannte Software-Embedded-System-Urgesteine aus, die über die „Veränderungen des Marktes“ reflektieren durften.
Sehr interessant empfand der Autor auch den Vortrag von Pete Warden – er ist ein ehemaliger Google-Ingenieur, der sich dort mit verschiedenen AI-Frameworks auseinandersetzen durfte. Mittlerweile bietet er mit dem Unternehmen Useful Sensors eine Gruppe „vorgefertigte“ Geräte bzw. Sensoren an, die „AI als Service“ kapitulieren. Das erste Produkt der in der Abbildung gezeigte Personen-Sensor.

Der Gedanke dieses Produkts ist, dass ein einzelner GPIO-Pin ausreicht, um Informationen über die Anwesenheit von Personen zu erreichen – wackelt eine Person ins Bild, so wird der Ausgang High. Auf Seiten des Haus-Mikrocontroller bzw. des Entwicklers der MSR-Software ist ein keinerlei Verständnis von Machine-Learning erforderlich.

Kampf dem Talkradio

Wer im Labor arbeitet, hört entweder Musik oder Talk Radio. Sowohl Musikszene als auch Talkshow-Hosts dürften in den nächsten Wochen Konkurrenz bekommen: im Rahmen des Events bietet ARM mehr als 100 Videos an, die – als Masterclass bezeichnet – einen tiefergehenden Einstieg in verschiedenste Themen aus dem ARM-Ökosystem anbieten.
In diesem Bereich war die Themenauswahl übrigens ausgewogen – neben einigen Windows-und Cloud-bezogenen Themen gab es Vorträge zu AI, aber auch einige „klassische“ Präsentationen, beispielsweise zur mit zu fortgeschrittenen Methoden des Debuggings.
Arm Virtual Hardware wurde ebenfalls von einer Präsentation abgedeckt, die ein virtualisiertes STM32U5-Board in verschiedene Prozesse der Continous Integration einband.

Lohnt es sich?

Schon weil die Teilnahme komplett kostenlos ist, spricht nichts dagegen, die URL https://devsummit.arm.com/flow/arm/devsummit22/ aufzurufen und sich ein Konto zuzulegen.

Fazit.

Müsste man die Botschaft der Keynotes zusammenfassen, so ist es eindeutig – ARM spürt die Hitze, die von Produkten wie dem GigaDevice GD32VF oder dem noch preiswerteren WCH-Chip ausgehen. Als Reaktion darauf versucht das Unternehmen, nach oben zu schwimmen, um im Desktop und sonstigen Bereichen Land zu gewinnen – naturgemäß auf Kosten von x86-Entwicklern.
Inwiefern sich dies langfristig auf Elektroniker auswirkt, ist zum jetzigen Zeitpunkt schwer abschätzbar. Außer Frage ist allerdings, dass die Welt des “Software Defined Everything” immer näher rückt…

Zuerst erschienen bei Mikrocontroller.net News

Quelle: Read More