Wer den chinesischen Flash-Hersteller GigaDevice „nur“ als Anbieter von STM32F103-Derivaten ansieht, liegt falsch. Die Chinesen fertigen seit langer Zeit eigene Chips, mit dem GD32L233 kommt nun ein für Low Power-Designs vorgesehener Vertreter auf den Markt.
Worum geht es hier?
Mit dem GD32L233 schickt GigaDevice ein auf dem Arm-M23-Kern basierenden Mikrocontroller ins Rennen, der für Einsatzszenarien vorgesehen ist, in denen es auf „minimal möglichen“ Stromverbrauch, sowohl im „linearen Betrieb“ als auch im Standby ankommt.
Technisches
Beginnen wir unsere Überlegungen mit einem „Kurz-Überblick“ der neuen Chipfamilie, die zum Zeitpunkt der Drucklegung – wie in Abbildung eins gezeigt – insgesamt zehn unterschiedliche Gehäuse- und Formfaktoren umfasst.
Allen Chips gemein ist dabei der mit bis zu 64MHz getaktete Rechenkern. Unterschiede finden sich im Speicherausbau und im Bereich der Gehäuse. Zum Zeitpunkt der Abfassung dieses Artikels gibt es den Chip noch nicht als BGA, alle angebotenen Gehäuse sind QFP-Varianten.
Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass die Differenzierung der Modulfamilie ausschließlich über die Speichergröße erfolgt – intern weisen alle Vertreter das selbe Komplement an Peripheriegeräten auf.
Architektural ist der Controller sonst – im Allgemeinen – ein gewöhnlicher Vertreter seiner Zunft. Die Abbildung zeigt das aus dem Datenblatt entnommene „Block-Schaubild“ des Chips.
In energiesparender Mission.
ARM schreiben dem Cortex-M23 einige Powersave-Modi ein, die GigaDevice auf die folgenden zehn Betriebszustände erweitert:
2sleep 1, Deep–sleep 2 and Standby mode.
GigaDevice-spezifisch ist dabei, dass alle Zustände in drei unterschiedlichen Varianten vorliegen, die sich – wie in der Abbildung gezeigt – auf die Konfiguration des als NPLDO bezeichneten Spannungsreglers auswirken.
„Detaillierte“ Informationen zu den in den jeweiligen Zuständen zu erwartenden Stromverbräuchen finden sich im im Literaturabschnitt weiter unten erwähnten Datenblatt. Die Abbildungen zeigen „partiell“ der Stromverbrauch im Run-Modus.
Interessante Peripheriegeräte.
Die Aussage, dass das Ganze mehr ist als die Summe seiner Teile, gilt im Mikrocontroller Bereich seit jeher – der IP-Core macht nur einen kleinen Teil des Controllers aus, der vom Chiphersteller mit hauseigener Peripherie ergänzt wird.
Im Fall des GD32L233 fand der Autor den als TRNG bezeichneten Zufalls-Generator besonders interessant. Es handelt sich dabei um ein Bauteil, das „analoges Rauschen“ zur Erzeugung von echten Zufallszahlen heranzieht – der Seed-Wert wird dabei ebenfalls aus analogen Rauschdaten beschafft, weshalb der die erzeugten Zahlen einem „gewöhnlichen“ Zufallsgenerator haushoch überlegen sein dürften.
Die Low-Power-Ausrichtung des Chips bedeutet übrigens nicht, dass der Controller nicht für kryptographisch „anspruchsvolle“ Aufgaben geeignet ist. Die als CAU bezeichnete Krypto-Beschleunigerengine unterstützt ein gutes Dutzend verschiedener Verschlüsselungsverfahren, die die Abbildung auflistet.
Verfügbarkeit und Evaluations-Hardware.
Analog zu anderen Kontrollern aus dem Hause GigaDevice gibt es auch hier drei Evaluationsboards, die dem Vernehmen nach unter den Produkt-Kennungen GD32L233R-EVAL, GD32L233C-START und GD32L233K-START laufen werden. Der EVAL ist dabei die „größere“ Variante mit einem umfangreichen Display, während sich der START an „kleineren“ Nucleo-Boards orientiert.
Die hier in der Abbildung gezeigten Evaluationsboards sind dabei übrigens „generische“ Vertreter – der Autor hat noch keine auf Basis des L233 aufgebauten Boards im Labor.
Zur allgemeinen Verfügbarkeit findet sich in der GigaDevice-Aussendung folgende Passage:
Eine kurze Recherche im Markt bestätigt diese Annahme – weder der GigaDevice-Distributionspartner TME noch die im Allgemeinen „schnellfüssige” LCSC haben bisher diesbezügliche Bauteile im Angebot.
Mehr Informationen
Zu guter letzt sei noch auf die unter http://www.gd32mcu.com/en/download?kw=GD32L2 bereitstehende Webseite hingewiesen, auf der GigaDevice – wie in der Abbildung gezeigt – weitere Informationen zu den diversen hauseigenen Mikrocontrollern feilbietet.
Zuerst erschienen bei Mikrocontroller.net News
Quelle: Read More