Das Programm Fritzing zur Erstellung von Schaltbildern für Steckbretter dürfte vielen Lesern ein Begriff sein. Seit einiger Zeit lassen sich mit dem Tool auch Platinenlayouts erstellen.
Der Beitrag soll dabei keine Anleitung oder Tutorial bieten, sondern eher einen kurzen Erfahrungsbericht und ersten Eindruck vermitteln, um so bei der Abschätzung helfen, ob das Programm vielleicht für das nächste Layout geeignet ist. Da sich Fritzing vor allem an Hobbynutzer und Einsteiger richtet, liegt der Fokus bei dem Test vor allem auf der Einfachheit der Bedienung der Benutzeroberfläche. Andere Funktionen wie Coding oder der eigentliche Anwendungszweck zur Verkabelung von Steckbrettern wurden dabei außen vor gelassen.
Installation und erster Eindruck
Mittlerweile lässt sich auf der Projektseite kein Installer mehr kostenfrei beziehen. Stattdessen steht der Download erst nach einer Zahlung von 8 € zur Verfügung. Da das Projekt weiterhin quelloffen ist, können Nutzer das Programm natürlich selbst kompilieren, zahlreiche Anleitungen dazu finden sich im Netz. Bei einigen Linux-Distributionen findet man die Software zusätzlich über den Paketmanager, hier ist kein Kompilieren durch den Nutzer nötig. Dieser Schritt dürfte der Problematik vieler Open-Source-Projekte geschuldet sein, die Probleme haben, an Mittel oder Helfer zu kommen. So werden die meisten Nutzer dazu gebracht, sich entweder finanziell an dem Projekt zu beteiligen oder sich zumindest kurz mit dem Projektcode auseinanderzusetzen.
Der erste Eindruck nach der Installation überrascht dann durchaus positiv, die Oberfläche ist übersichtlich gestaltet, Änderungen an der Schaltung werden konsistent zwischen Steckplatine, Schaltplan und Leiterplatte übertragen. Die farbliche Färbung der Pins in rot oder grün gibt zudem Aufschluss darüber, ob eine Verbindung zu den Leitungen besteht. Unverbundene Pins sind ein häufiges Problem mancher Schaltplaneditoren, dies ist hier gut gelöst.
Bedienung und Funktionsumfang
Direkt nach der Installation sind bereits einige Bauteile und häufig verwendete Platinen verfügbar, die in allen drei Ansichten eingefügt und verdrahtet werden können. Dies dürfte vor allem dann entgegenkommen, wenn man eine Schaltung erst mal auf dem Steckbrett testen möchte, aber für einen späteren Zeitpunkt eine Platine plant. Die Programmbedienung ist insgesamt leicht zu erlernen, beschränkt sich aber häufig auf den absolut notwendigen Funktionsumfang. Gerade für Anfänger muss das aber kein Nachteil sein, wenn man an die doch recht steilen Lernkurven umfangreicher EDA-Software denkt. Schade ist hingegen, dass ein paar Features fehlen, die man nach Nutzung professioneller Tools gewohnt ist. So werden verbundene Netze im Layout beispielsweise nur erkannt, wenn die Leitung absolut zentral auf die Padmitte trifft. Dies kann durchaus Nerven kosten, wenn beispielsweise ein Bauteil verschoben wurde. Auch sonst sind andere Programme deutlich angenehmer zu bedienen, besonders wenn es viel zu routen gibt. Für eine einzelne Platine mit wenig Netzen geht die Bedienung in Hinblick auf die Zielgruppe aber noch voll in Ordnung.
Bauteile per Texteditor bearbeiten
Bauteile sind in Fritzing als *.svg-Dateien hinterlegt und lassen sich so beispielsweise mit Inkscape anlegen oder editieren. Dies ist im Vergleich zu eigenständigen Bauteileditoren allerdings umständlicher, gerade wenn man häufiger Bauteile anlegen oder editieren möchte. Vorteilhaft an dem Format ist allerdings, dass die Dateien so menschenlesbar und per Texteditor geöffnet und bearbeitet werden können. Möchte man etwa alle Paddurchmesser einer 40-poligen Stiftleiste ändern, kann dies durch die „Suchen und Ersetzen“-Funktion eines beliebigen Texteditors erfolgen. Ebenso ist auch die Bauteilerstellung per Skript denkbar, ohne dass die Einarbeitung in ein spezielles Format notwendig wäre.
Platinenfertigung und Support
Das fertige Platinenlayout kann im Gerber-Format aber auch als Vektorgrafik oder PDF exportiert werden, wobei zuvor ein DRC zur Fehlervermeidung durchgeführt werden kann. Zusätzlich zu dem Export kann das Layout auch direkt gefertigt werden. Nach dem Klick auf den entsprechenden Button landet man auf der Uploadseite von AISLER. Hier kann die Fritzing-Datei hochgeladen werden. Ein eigentlich gutes Feature ist die Preisanzeige in der Layoutansicht, wobei der angezeigte Preis zum Testzeitpunkt nicht mit der Webseite von AISLER übereinstimmte.
Bei dem für den Test erstellten Layout kam es zu einem Fehler in der Projektdatei, welcher dazu führte, dass zunächst der Dateiupload nicht möglich war und später zwei Pads auf der Platine fehlten. An der Stelle ist zu sagen, dass sowohl die Gerberdaten als auch die Webseite von AISLER die Platine nach einem Update so darstellen, wie sie am Ende auch gefertigt wird. Eine Fehlerursache, wie es zu der Abweichung in der Datei selbst kam, konnte allerdings noch nicht gefunden werden. Dafür gab es neben AISLER auch flotten Support durch Fritzing selbst. Hierzu gibt es neben dem für Anfragen empfohlenen Forum auch eine Support-Mailadresse, was man von einem Open Source Projekt nicht unbedingt erwarten kann.
Fazit
Fritzing zeigt einige interessante Ansätze und ermöglicht nicht nur bei der Verdrahtung von Steckbrettern eine intuitive Nutzung ohne viel Einarbeitung. Man erkennt dem Programm selbst und vor allem auch den verfügbaren Bibliotheken die Liebe zum Detail an. Für eine kleine Platine, bei der alle Bauteile in den Bibliotheken vorhanden sind, ist Fritzing durchaus brauchbar, um ohne viel Einarbeitung zur gefertigten Platine zu kommen. Auch für den Schritt von der Steckbrettschaltung zur ersten Platine ist Fritzing gut geeignet und bietet eine weitestgehend intuitive Bedienung mit flacher Lernkurve. Für größere Projekte oder häufige Platinenlayouts ohne die Nutzung der Steckbrettfunktionalität lohnt sich aber die Einarbeitung in andere Tools. Hier spart man auf Dauer doch einiges an Zeit durch die effizientere Bedienung.
Zuerst erschienen bei Mikrocontroller.net News
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